Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 459 |
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| 01 | Wäre das Erkentnis Gottes ein Wissen und nicht blos ein Glauben, | |||||||||
| 02 | würde alsdenn wohl moralitaet übrig bleiben. An Gott glauben ist | |||||||||
| 03 | schon moralisch und hat einen Werth. Ob man sagen könne: teufel | |||||||||
| 04 | glauben auch? Sie fürchten, daß einer sey; sie bedürfen ihn nicht, | |||||||||
| 05 | sie wollen nicht, daß einer sey. | |||||||||
6112. ψ2. M 378. |
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| 07 | Wenn ich nur in moralischer (g und zwar a priori feststehender ) | |||||||||
| 08 | Absicht berechtigt bin, etwas von der Natur unterschiedenes als Gott, | |||||||||
| 09 | Freyheit und Unsterblichkeit der Seele anzunehmen, nichts von diesem | |||||||||
| 10 | durch Einsicht darthun kan, noch in anderm Betracht zum Grunde legen | |||||||||
| 11 | darf, so ist hiedurch das Feld der VernunftHypothesen geschlossen und | |||||||||
| 12 | aller Schwärmerey die Ausflucht genommen. | |||||||||
6113. ψ2? (χ—ψ1?) M 378'. |
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| 14 | (g Von der Welt als dem Gegenstande des Vollkommensten Willens | |||||||||
| 15 | als des summi boni originarii. ) | |||||||||
| 16 | Der göttliche Zwek ist nicht bloße Glükseeligkeit der Creatur ausser | |||||||||
| 17 | ihm, nicht die Befriedigung einer Neigung zur Ehre in ihm, sondern das, | |||||||||
| 18 | was die nothwendige Folge des hochsten Ursprünglichen Guts ist, namlich: | |||||||||
| 19 | das hochste abgeleitete Gut. Die beste Welt — d.i. die Glükseeligkeit unter | |||||||||
| 20 | den Bedingungen, darunter ieder der Glükseeligkeit würdig ist. Jener als | |||||||||
| 21 | der Gütige wille ist an sich unbeschränkt und daher unendlich; dieser als | |||||||||
| 22 | der heilige Wille knüpft ihn an Bedingungen. Also ist das Product des | |||||||||
| 23 | Gütigsten und Heiligsten Willens das hochste Gut. Gerechtigkeit ist die | |||||||||
| 24 | Folge davon. Darin besteht aber die practische Vollkommenheit des | |||||||||
| 25 | höchsten Wesens. Die Welt als das ectypon, d.i. die Wirkung, welche | |||||||||
| 26 | von der Ursache zeugt, hat also ihre Großte Vollkommenheit darin, daß sie | |||||||||
| 27 | von einem (g practisch ) vollkommensten, nicht blos gütigen Urheber zeugt, | |||||||||
| 28 | und ihre Vollkommenheit ist also die Ehre Gottes, nicht daß ihn die | |||||||||
| 29 | Creatur ehre sondern daß durch Hochpreisung, sondern durch Handlung | |||||||||
| 30 | und That. Und so im hochsten Grade glücklich sey. | |||||||||
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