Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 164

     
           
 

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  01 Wir sehen nicht ein, daß ohne eine nach Zwecken wirkende Ursache      
  02 nichts zwekmäßiges entspringen kan und daß nicht die Natürliche Nothwendigkeit      
  03 eben so wohl was Zwekmaßiges hervorbringen könne als die      
  04 absolute nothwendigkeit: ein Vernünftig oberstes Wesen; sondern weil      
  05 die Erfahrung lehrt, daß es Gesetze der blinden Natur giebt, so untersch      
  06 sehen wir daruas den Unterschied der wählenden Ursachen von den      
  07 physischen.      
           
   

 

5371.   υ2—3? (ρ3?)   M 120'.   E II 868.
 
     
  09 Daß der Zufall wech die Begebenheit mit ihrem Gegentheile      
  10 wechseln müsse. Daß zwar iedesmal dieselbe Begebenheit, die vorher      
  11 geschehen ist, moglich sey und so alle folgende Maale, daß aber dieselbe      
  12 Begebenheit nicht nacheinander immer moglich sey, wenn sie vom Zufall      
  13 herrühren soll. Daher würfel, wenn immer dieselbe Seite auffällt, nicht      
  14 vor richtig gehalten werden. Wir finden es auch warscheinlich, daß,      
  15 wenn einige mal etwas, was dem Zufall unterworfen ist, auf ähnliche      
  16 Weise gelungen, es nun eine größere Warscheinlichkeit sey, daß es mislingen      
  17 werde, wie vorher. Woher kommts, daß, wen wir lange Gut      
  18 wetter gehabt haben, wir den Regen warscheinlicher finden, als nach      
  19 langem Regen. Doch Glaubt man, daß einige Menschen vorzüglich      
  20 glüklich sind, einige Spieltage, gewisse Carten. (g Wer oft in der      
  21 Lotterie verspielt hat, e.g. die erste Classe, glaubt mehr Hofnungen zu      
  22 haben. )      
           
  23 Der Zufall hat gesetze, z.E. Schiffbrüche.      
           
  24 Darum heißt etwas Zufall, weil auch sein Gegentheil in eben den      
  25 (generisch identischen) Umständen geschieht. Daher muß das Gegentheil      
  26 im Zufall per hypothesin desto nothwendiger seyn, ie ofterer etwas geschehen      
  27 ist.      
           
     

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