Kant: AA XVII, Reflexionen zur Metaphysik. , Seite 511

     
           
 

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  01 dem Thätigen). Die Freyheit soll ein Vermögen seyn, einen Zustand zuerst      
  02 anzufangen. Leidende Zustande sind lauter Folgen und gehören nothwendig      
  03 zum vorhergehenden. Ich kan in dem Gegenwertigen Augenblike      
  04 sagen: vor mich ist die Gantze bisherige Reihe wie nichts. Ich fange itzt      
  05 meinen Zustand an, wie ich will. Es ist also nur die Schwierigkeit (g nicht )      
  06 secundum rationes possibilitatem fiendi, sondern cognoscendi. Man kan      
  07 die Moglichkeit eines der Freyheit nicht einsehen, weil man keinen ersten      
  08 Anfang einsehen kan, weder die Nothwendigkeit im Daseyn überhaupt,      
  09 noch im entstehen die Freyheit. Denn unser Verstand erkent das Daseyn      
  10 durch Erfahrung, aber die Vernunft sieht es ein, wenn sie solches a priori      
  11 erkennt, d.i. durch Gründe (dasjenige nemlich, was nicht nach der identitaet      
  12 nothwendig ist, sondern was realiter gesetzt wird); nun sind vom      
  13 ersten keine Gründe, also ist auch keine Einsicht durch Vernunft möglich.      
  14 Daß eine erste (g natura ) Handlung seyn müsse, die allem Zufelligen zum      
  15 Grunde liegt, liegt wol in der Vernunft; aber eine erste tempore ist gar      
  16 nicht zu begreifen, weil die Zeit selbst und was darin ist nicht von der      
  17 Vernunft abhängt. Ferner: daß, was durch ein ander Wesen in seinem      
  18 ganzen Daseyn determinirt ist, in sich selbst den bestimmenden Grund      
  19 seiner Handlungen endigen Müsse, ist nicht zu begreifen; aber nur darum      
  20 nicht, weil es nicht zu begreifen ist, wie es eine substantz sey. Nun ist dieses      
  21 kein Einwurf, sondern eine subiective Schwierigkeit; denn das Ich beweiset      
  22 den Endpunkt der Gründe von den Handlungen. Ich thue dieses oder zeigt      
  23 nicht heißt nicht: ein andrer wirkt dieses; und selbst, wenn ich sage: ich      
  24 leide dieses, so bedeutet es doch die Anschauung meiner sel eines subiects,      
  25 was was vor sich selbst ist und leidet.      
           
  26
Psychologia rationalis.
     
  27
M § 740--799.
     
   

 

4339.   μ? (λ?) (ξ--ρ1?)   M 292'.   E II 78.
 
     
  29 Philosophia applicata est, cuius obiectum repraesentatur per conceptum      
  30 empiricum; conceptus autem empiricus, qvatenus per analysin      
  31 ratio est cognitionis obiecti, principia non habet nisi rationalia.      
           
     

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