Kant: AA XVII, Reflexionen zur Metaphysik. , Seite 364

     
           
 

Zeile:

 

Text:

 

 

 

 
    3955.   κ1.   M XXXXVII.   E II 274.
 
     
  02 Alle Erkentnisse sind entweder empirisch, so fern sie Empfindungen      
  03 voraussetzen, oder reine Erkentnisse, so fern sie keine Empfindung zum      
  04 Grunde haben. Die letzteren, nemlich die reine Erkenntnisse, sind entweder      
  05 einzelne conceptus singulares und heissen intuitus puri oder allgemeine      
  06 Begriffe und sind reine Vernunftbegriffe. Die empirische Erkentnisse      
  07 sind empfindung, Erscheinung und empirischer Begrif; aus den      
  08 ersten ist die materie alles Erkentnisses herzuleiten, die zweyte fügt die      
  09 form der Anschauung dazu, die dritte bringt beydes unter einen allgemeinen      
  10 Begrif.      
           
   

 

3956.   κ1.   M XXXXVII.   E II 956.
 
     
  12 Unmittelbare Erfahrungsurtheile nach Verhältnissen von Raum und      
  13 Zeit müssen von reflectirten nach Vernunftverhältnissen unterschieden      
  14 werden.      
           
   

 

3957.   κ1.   M XXXXVII, XXXXVIII.   E II 278. 86.
 
     
  16 M XXXXVII:      
  17 Alle Menschliche Erkentnisse lassen sich in zwey Hauptgattungen      
  18 eintheilen: 1. die, so aus den Sinnen entspringen oder und empirisch      
  19 genant werden; 2. die gar nicht durch die Sinne in die erworben werden,      
  20 sondern ihren Grund in der bestandigen natur der Erkentniskraft Denkenden      
  21 Kraft der Seele haben, und können reine Vorstellungen genant      
  22 werden. Da alle Materialien zum Denken nothwendig durch unsere      
  23 Sinne müssen gegeben seyn, so ist die Materie von unserer gesamten      
  24 Erkentnis empirisch. Eben darum müssen alle reinen Begriffe blos auf      
  25 die Form der Erkenntnisse gehen. Nun haben wir eine zweyfache Form      
  26 der Erkentnisse: die intuitive und rationale Form. Die erste findet nur      
  27 in der unmittelbaren Erkentnis einzelner Dinge statt, die zweyte in allgemeinen      
  28 Vorstellungen; die ersten will ich anschauende, die zweyte Vernunftbegriffe      
  29 nennen. Nun kann bey allem empirischen erkenntnisse erstlich      
     

[ Seite 363 ] [ Seite 365 ] [ Inhaltsverzeichnis ]