Kant: AA XV, Entwürfe zu dem Colleg über ... , Seite 830 |
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1511. ψ1—2. L Bl. Ha 48. |
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02 | S. I: | |||||||
03 | II. Vergnügen und Schmertz. | |||||||
04 | (s Die Folgerung ist, daß wir nur in der Arbeit als einer continuirlich | |||||||
05 | überwundenen Beschwerde glüklich seyn. ) | |||||||
06 | Wir haben gesehen, daß in uns etwas sey, was uns continuirlich | |||||||
07 | nöthigt, unseren gegenwärtigen Zustand zu verlassen und in einem nächstfolgenden | |||||||
08 | Ruhe zu suchen. Dieses ist der Schmertz oder Unannehmlichkeit | |||||||
09 | der gegenwartigen Empfindung und nicht das Vergnügen des Künftigen. | |||||||
10 | Daher Arbeit mehr vergnügt als der Zwek (s Zufriedenheit macht ). | |||||||
11 | Daher die Leidenschaft vor Spiel ohne Gewinnsucht, die nur während | |||||||
12 | dem Spiel herrscht. Das (s Reines Vergnügen. ) | |||||||
13 | Wir können uns kein einförmiges Wohlbefinden denken. Landleben | |||||||
14 | muß Arbeit enthalten. Ehe ist in Romanen* schaal ohne Eifersucht. | |||||||
15 | Stoicker: Sustine et abstine! Epicur: stets frohlich Hertz oder Sorgenfrey. | |||||||
16 | Idealische Vergnügen sind darum besser, weil sie uns zu thun geben, | |||||||
17 | physische sind passiv. Doch sind wir nach unseren Begriffen von Glükseeligkeit | |||||||
18 | hier noch glüklich gnug. Gott gab uns zum Trost Hofnung und | |||||||
19 | Schlaf. | |||||||
20 | * (g Das Ende der Liebesschmerzen ist das Ende der Liebe. ) | |||||||
21 | (Bräutigam ist glüklicher als Ehemann. Geld erwerben als | |||||||
22 | besitzen.) | |||||||
23 | (s Ergötzlichkeiten. Bachantische Freuden. Weichlich. Verzärtelt. | |||||||
24 | Abhärtung. (g Capital. ) ) | |||||||
25 | Darum ist unser Leben (g nicht ) immer melancolisch. Es ist beständige | |||||||
26 | Bearbeitung, und in dieser allein ist etwas positives. Dadurch scheint | |||||||
27 | uns am Ende das Leben genossen, im Vergnügen aber verschwunden zu | |||||||
28 | seyn. Überdrus am Leben und doch Furcht vor den Tod, weil uns da die | |||||||
29 | Einbildung der Hofnungslosigkeit schreckt. | |||||||
30 | Glükseeligkeit* (g ist immer nur im Prospect ) als Genuß ist eine | |||||||
31 | Einbildung ohne Begrif realität. Zufriedenheit (g mit seinem Zustande ) | |||||||
32 | aus Gnugsamkeit ein Begrif ohne Ausübung Beyspiel. | |||||||
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