Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 293 |
||||||||
Zeile:
|
Text:
|
Verknüpfungen:
|
|
|||||
01 | damit besteht. Daher die Ehre unter allem, was auf uns selbst sich bezieht, | |||||||
02 | dasienige ist, was am meisten dem wahren absoluten Gute nahe kommt. | |||||||
03 | Eigentlich geht dieses die Ehrliebe an, die blos negativ ist und die Verachtung | |||||||
04 | oder gar den ekelhaften Abscheu vermeidet, und nicht die Ehrbegierde, | |||||||
05 | welche verlangt bekannt zu seyn. | |||||||
06 | Alles nützliche wird dem allgemein nützlichen untergeordnet, welches | |||||||
07 | das Geld ist. Woher wird das nützliche höher geschätzt wie das schöne in | |||||||
08 | einigen fällen, in anderne umgekehrt. Allemal aber gringer als das Gute. | |||||||
09 | Das nützliche zur Bedürfnis gehört als conditio sine qva non zum Guten. | |||||||
10 | Das nützliche, welches auf eine oder andere Annehmlichkeit oder Schonheit | |||||||
11 | eingeschränkt ist, ist nur ein Mittel und nicht so viel werth als der Zwek. | |||||||
12 | Das nützliche aber, was allgemein brauchbar ist, als Geld, wird vorgezogen. | |||||||
13 | Weil es aber nur ein Mittel ist, so ist die Neigung, die darauf | |||||||
14 | unmittelbar geht, viel kleiner, unedler und gringschätziger, als welche auf | |||||||
15 | das Schöne unmittelbar gerichtet ist. | |||||||
662. κ — λ. M 234'. E II 1611. |
||||||||
17 | Das Kleine kan nur betrachtet werden als moglich und gegeben durch | |||||||
18 | das Größeste, entweder in ihm oder durch ihm. Denn erstlich: das Kleine | |||||||
19 | giebt nur das Größere Vermittelst der Verbindung in demienigen, was | |||||||
20 | alles Verbunden in sich begreifen muß, d. i. in Raum und Zeit; und das | |||||||
21 | Kleine kan zusammenge nur zusammen existiren als eine Folge, nicht | |||||||
22 | durch die Zusammensetzung der Gründe, sondern durch einen Größeren | |||||||
23 | Grund, dessen Beschränkung (ideale) alles mogliche Kleinere giebt. e. g. | |||||||
24 | Ein kleinerer Verstand doppelt genommen giebt keinen doppelt größeren. | |||||||
25 | sondern der Verstand heißt doppelt größer, in sofern er die Wirkungen | |||||||
26 | von zwey anderen Verstanden leisten kan, ob er zwar daraus nicht kan | |||||||
27 | zusammengesetzt werden. Das ist die Ursache, daß die Vernunft sich | |||||||
28 | immer genothigt sieht, auf ein maximum und was omnitudem begreift | |||||||
29 | zu Gehen. Eben so ist es mit dem Guten und der Vollkomenheit. Das | |||||||
30 | höchste Gut kan nicht aus den kleineren zusammengesetzt vorgestellt werden. | |||||||
[ Seite 292 ] [ Seite 294 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |
||||||||