Kant: AA XI, Briefwechsel 1794 , Seite 526 |
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01 | u. Eure Talente dazu anwenden, daß Unsre Landesväterl. Intention | ||||||
02 | mehr als bisher erreicht werde; widrigenfalls Ihr Euch bei fortgesetzter | ||||||
03 | Renitenz unfehlbar unangenehmer Verfügungen zu gewärtigen habt. | ||||||
04 | ad Mandatum | ||||||
05 | [unterz:] Woellner | ||||||
06 | An den Prof. Kant | d: 1. Octobr: 94 | |||||
07 | zu Königsberg. | ||||||
641. | |||||||
09 | Von Iohann Gottlieb Fichte. | ||||||
10 | 6. Oct. 1794. | ||||||
11 | Darf ich Ihre Muße, | ||||||
12 | Verehrungswürdigster Mann, | ||||||
13 | durch die Bitte unterbrechen, beigeschloßnen kleinen Theil des ersten | ||||||
14 | Versuchs den in meiner Schrift: Ueber den Begriff der Wißenschaftslehre | ||||||
15 | etc. angedeuteten Plan auszuführen, wenn Ihre Geschäfte irgend | ||||||
16 | es erlauben, durchzulesen, und mir Ihr Urtheil darüber zu sagen. | ||||||
17 | Abgerechnet, daß der Wink des Meisters dem Nachfolger unendlich | ||||||
18 | wichtig seyn muß, und daß Ihr Urtheil meine Schritte, leiten, berichtigen, | ||||||
19 | beschleunigen wird, wäre es vielleicht auch nicht unwichtig für | ||||||
20 | den Fortgang der Wißenschaft selbst, wenn man daßelbe wüßte. Bei | ||||||
21 | dem Tone, der im philosophischen Publikum herrschend zu werden | ||||||
22 | droht; bei dem anmaaßenden Absprechen derer, die in Poßeß zu seyn | ||||||
23 | sich dünken; bei ihrem ewigen Machtspruche vom Nicht verstanden | ||||||
24 | haben, und Nicht verstanden haben können, und gegenseitigem | ||||||
25 | nie verstehen werden, wird es immer schwerer, sich auch nur Gehör | ||||||
26 | zu verschaffen; geschweige denn Prüfung, und belehrende Beurtheilung. | ||||||
27 | Von innigster Verehrung gegen Ihren Geist durchdrungen, den | ||||||
28 | ich zu ahnden glaube; des Glüks theilhaftig, Ihren persönlichen Charakter | ||||||
29 | in der Nähe bewundert zu haben; wie glüklich wäre ich, wenn | ||||||
30 | meine neuesten Arbeiten von Ihnen eines günstigern Bliks gewürdigt | ||||||
31 | würden, als man bisher darauf geworfen! Herr Schiller, der Sie | ||||||
32 | seiner Verehrung versichert, erwartet sehnsuchtsvoll Ihren Entschluß in | ||||||
33 | Absicht des geschehenen Ansuchens in einer Sache, die ihn ungemein | ||||||
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