Kant: AA XI, Briefwechsel 1793 , Seite 425 |
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571. | |||||||
02 | Von Iacob Sigismund Beck. | ||||||
03 | Halle den 30ten April 1793. | ||||||
04 | Theuerster Lehrer, | ||||||
05 | Ich bin mit dem Druck des ersten Bandes meines Auszugs fertig | ||||||
06 | und ich werde das Vergnügen haben, Ihnen ein Exemplar mit den | ||||||
07 | nach Königsberg gehenden Meßwaaren zu überschicken. Herr Hartknoch | ||||||
08 | setzte mich aber vor einiger Zeit durch eine Bitte in einige Verlegenheit. | ||||||
09 | Er wollte auf dem Titel gesetzt wissen, daß Sie um meine Arbeit | ||||||
10 | etwas gewußt haben, um sie dadurch den Buchhändlern auf der Messe | ||||||
11 | zu empfehlen. Er schrieb mir, daß Sie ihm dieses mündlich zugestanden | ||||||
12 | hätten. Ich wollte deshalb an Sie schreiben; aber es sahe | ||||||
13 | mir nach Zudringlichkeit aus, und ich unterließ es. Das Wort: mit | ||||||
14 | Ihrer Bewilligung, schien mir bedeutungsleer; das aber: mit Ihrer | ||||||
15 | Billigung, wäre nicht allein widerrechtlich gewesen, sondern ich hätte | ||||||
16 | Sie auch damit compromittiren können. Ich habe auf das Titelblatt | ||||||
17 | gesetzt: auf Ihr Anrathen. Ich habe hin und her überlegt, ob ich | ||||||
18 | auch damit etwas Ihnen Mißfälliges thue, aber keinen Grund dazu | ||||||
19 | auffinden können, weil, wenn sogar das Publicum mein Buch für | ||||||
20 | schlecht halten sollte, auf Sie nichts weiter fallen kann, als daß Sie | ||||||
21 | in der Wahl des Subjects, das Sie dem Hartknoch vorgeschlagen, sich | ||||||
22 | geirrt haben. Den Brief aber, worin mir dieser Mann schreibt, da | ||||||
23 | Sie, so etwas auf den Titel zu setzen ihm bewilligt haben, habe ich | ||||||
24 | in Händen und kann deshalb mich bey Ihnen rechtfertigen. Vieleicht | ||||||
25 | sage ich unnützerweise darüber soviel; es kömmt aber lediglich daher, | ||||||
26 | weil ich nicht will, daß Sie einigen Unwillen gegen mich, haben. | ||||||
27 | Und nun, mein Theuerster Lehrer, danke ich Ihnen für die Güte, | ||||||
28 | daß Sie diese Arbeit mir wirklich zugewandt haben. Denn nicht allein, | ||||||
29 | daß meine äussere Umstände dadurch sehr sind verbessert worden; so | ||||||
30 | habe ich mir sehr viel mehr Einsicht in die critische Philosophie, als | ||||||
31 | ich vorhin hatte, und eine sehr gegründete und starke Ueberzeugung | ||||||
32 | davon verschaft. Diese Philosophie ist mein größtes Gut und in der | ||||||
33 | gegenwärtigen Beschäftigung mit ihr, erkenne ich mehr als jemals die | ||||||
34 | wichtige Wohlthat, dle Ihre Bearbeitungen der Menschheit erweisen | ||||||
35 | und preise mich glücklich, weil ich in dieser Periode und in Umständen | ||||||
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