Kant: AA XI, Briefwechsel 1792 , Seite 375 |
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01 | zu übertragen Belieben trüge. Ein gewisser Professor in Leipzig, ein | ||||||
02 | auf beyde Art geschickter Mann, hatte sich vor einigen Iahren von | ||||||
03 | selbst dazu verstanden; aber vermuthlich (wie der seel. Hartknoch dafür | ||||||
04 | hielt) wegen überhäufter anderer Beschäftigung, um seine schmale Einkünfte | ||||||
05 | zu ergänzen, es wieder liegen lassen. HE. Prof. Schütz in Jena, | ||||||
06 | dem dies Vorhaben damals comunicirt wurde, hielt dafür, daß von | ||||||
07 | seiner (des Leipziger Prof:) Feder, durch Geflissenheit der ächtlateinischen | ||||||
08 | Eleganz, wieder die Faßlichkeit leicht verstoßen werden könnte, und | ||||||
09 | wollte damals es übernehmen, die Übersetzung in dieser Rücksicht selbst | ||||||
10 | durchzugehen, welches denn durch obige Ursache zugleich unterblieben ist. | ||||||
11 | Aus der Probe, welche Sie die Güte gehabt haben Ihrem Briefe | ||||||
12 | beyzufügen, ersehe ich: daß Sie die letztere Schwierigkeit gar wohl | ||||||
13 | vermeiden und doch zugleich durch germanismen, wie es durch Deutsche | ||||||
14 | oft geschehen ist, den Auswärtigen nicht unverständlich seyn würde | ||||||
15 | und, wegen des zu treffenden Sinnes, setze ich in Ihre Einsicht, nach | ||||||
16 | einem so beharrlichen Studium, dessen Sie dieses Werk gewürdigt | ||||||
17 | haben, ebenso wohl völliges Vertrauen. | ||||||
18 | Fangen Sie also, Würdiger Mann diese Arbeit getrost an. Vielleicht | ||||||
19 | rückt sie mit der Bekanntschaft, die sich mit diesen Sachen durch | ||||||
20 | die Beschaftigung selbst hervorfinden wird, schneller, als Sie selbst | ||||||
21 | jetzt vermuthen, fort, so daß ich ihre Herausgabe noch erleben kan | ||||||
22 | Hiezu wünsche ich gute Gesundheit und sonst Gedeihen aller Ihrer | ||||||
23 | übrigen guten Absichten und bin mit der vollkommensten Hochachtung | ||||||
24 | Ew: Hochedelgebohren | ||||||
25 | Koenigsberg | ergebenster Diener | |||||
26 | den 16 Octobr | I Kant | |||||
27 | 1792 | ||||||
537. | |||||||
29 | An Iacob Sigismund Bekck. | ||||||
30 | Königsberg d. 16. [17.] Octobr. 1792 | ||||||
31 | Hochgeschätzter Freund | ||||||
32 | Ich habe vorgestern den 15 Oct. Ihr Mscrpt in grau Papier eingepackt, | ||||||
33 | besiegelt und A. M. B. signirt auf die fahrende Post zur retour | ||||||
34 | gegeben, aber, wie ich jetzt sehe, zu eilig; indem ich durch einen Erinnerungsfehler | ||||||
35 | statt des Novembers, vor dessen Ablauf Sie Ihre | ||||||
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