Kant: AA XI, Briefwechsel 1792 , Seite 368 |
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01 | aut eae, quae non possunt oriri, nisi a posteriori, i. e. experientia | ||||||
02 | duce. Veluti haec thesis: quaevis mutatio causam habet, quae | ||||||
03 | quidem cognitio a priori, sed non pura dicenda est, quoniam mutationis | ||||||
04 | notionem soli experientiae debemus. | ||||||
529. | |||||||
06 | Von Friedrich Bouterwek. | ||||||
07 | 17. Sept. 1792. | ||||||
08 | Wohlgebohrner Herr Professor, | ||||||
09 | Verehrungswürdigster Mann, | ||||||
10 | Ein Opfer der Verehrung, sei es auch noch so klein , ist Bedürfniß | ||||||
11 | für den, der es darbringt, wenn es aus freier Seele dargebracht | ||||||
12 | wird. Dies ist Alles, was ich zu meiner Entschuldigung sagen kan, | ||||||
13 | da ich einem innern Aufruf gehorche, Ew. Wohlgeb. die einliegende | ||||||
14 | Kleinigkeit mit einem Zutrauen zu überschicken, als ob im Ernst auch | ||||||
15 | Ihnen etwas daran gelegen seyn könne. Ich bin der Erste, der es | ||||||
16 | wagt, auf dieser Georg=Augusts=Universität, wo so ein Unternehmen in | ||||||
17 | mehr als einer Rüksicht gewagt heissen kan, Kritik der reinen Vernunft | ||||||
18 | nach Ihrem System öffentlich vorzutragen. Eigner - ich darf | ||||||
19 | es ja hier wohl sagen - Enthusiasmus für dies System u. Unwillen | ||||||
20 | über die Coalitionsversuche derjenigen, mit denen ich übrigens im | ||||||
21 | besten, friedlichsten Vernehmen gern fortleben möchte, weil ich doch | ||||||
22 | mit ihnen lebe, gaben mir den Muth, u. äußere Umstände die Veranlassung, | ||||||
23 | meine Vorlesung (mit Erlaubniß der philosophischen Facultät) | ||||||
24 | wirklich anzukündigen. Der ganze Ton dieser Ankündigung gleicht | ||||||
25 | deswegen, wie das Ohr des Meisters auch ohne meine Erklärung | ||||||
26 | hören wird, dem Ton eines gedämpften Instruments. Das Local | ||||||
27 | wolte dies so. Leichter wurde mir die Bemühung, den freien Schwung | ||||||
28 | der Saiten zu hemmen, weil ich mich selbst nicht befugt halte, mein | ||||||
29 | Votum zu geben in der Versammlung der Wahrheitsprüfer. Von den | ||||||
30 | ersten Zeiten der Selbstthätigkeit meines Geistes an, waren Schönheit | ||||||
31 | u. Wahrheit seine Idole; aber die Schönheit riß ihn mit ihren Zauberkräften | ||||||
32 | so gewaltig fort, daß ihr Dienst sein Geschäft mehrere Iahre | ||||||
33 | hindurch einzig u. ausschließlich war. Als determinirter Allesbezweifler | ||||||
34 | wagte ich mich vor vier Iahren an Ihre Kritik, sträubte mich, lernte | ||||||
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