Kant: AA XI, Briefwechsel 1789 , Seite 022 |
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| 01 | ich zugleich 12. Zwölf ist blos eine andere Art 7 + 5 auszudrücken; | ||||||
| 02 | wie etwa Deus für Gott. - Von common sense wird gleichfalls | ||||||
| 03 | ausserordentlich viel gesprochen. - Alles was geschieht hat eine Ursache | ||||||
| 04 | ist kein nothwendiger Satz. Er beruht nur auf die Einförmigkeit der | ||||||
| 05 | Erfahrung etc. - Doctor Reid in Glasgow ist von anderer Meinung. | ||||||
| 06 | Ich werde in 14 Tagen mit einem meiner Freunde nach Glasgow zu | ||||||
| 07 | seinen Eltern etwa für 8 Tage gehen u. wahrscheinlich Doct. Reid besuchen. | ||||||
| 08 | - Mein Bruder schreibt mir, daß Sie mich mit einem | ||||||
| 09 | Schreiben haben beehren wollen, und nur durch die Bearbeitung der | ||||||
| 10 | Critic des Geschmaks abgehalten sind. Ich darf nicht sagen wie glüklich | ||||||
| 11 | Sie mich dadurch machen würden. Ihre Absicht ist mir dann | ||||||
| 12 | einige Ideen über Locke mitzutheilen davon ich hier Gebrauch machen | ||||||
| 13 | könnte. Sollte ich so glüklich seyn, bald von Ihnen ein Schreiben zu | ||||||
| 14 | erhalten: so würde ich Sie ergebenst bitten mir einen Plan mitzutheilen, | ||||||
| 15 | wie ich am füglichsten die Hauptideen Ihrer Critic und besonders | ||||||
| 16 | in Rüksicht jener obigen Einwürfe, bekannt machen könnte. | ||||||
| 17 | Obgleich ich mich selbst im Stande glaube alle obige Einwendungen | ||||||
| 18 | zu beantworten: so glaube ich doch daß Sie mir sehr gute Winke | ||||||
| 19 | geben könnten. Ich werde jetzt so bald die Vorlesungen aufhören, die | ||||||
| 20 | Werke des Locke, Hume u. Hardley selbst lesen, u. dann denke ich, wenn | ||||||
| 21 | mir nur Zeit übrig bleibt, darüber etwas drucken zu lassen. Gegen | ||||||
| 22 | Hardley werde ich besonders zu Felde ziehen müssen, da er so heftige | ||||||
| 23 | u. eifrige Vertheidiger findet. Sollten Sie also dieses Buch kennen: | ||||||
| 24 | so würde ich Ihnen besonders verbunden seyn, wenn Sie mir die | ||||||
| 25 | schwächsten Seiten davon zeigen möchten. Von der Unwahrheit seiner | ||||||
| 26 | Principien bin ich völlig überzeugt, besonders in Rüksicht der Moral. | ||||||
| 27 | - Die Lehre über die Leidenschaften von Hardley findet besonders vielen | ||||||
| 28 | Beyfall; da ich der Meinung bin, daß sie ganz ungegründet ist. Ihm | ||||||
| 29 | zufolge sind alle niederschlagende Leidenschaften nur Abstractionen oder | ||||||
| 30 | Negationen der erregenden zE Furcht nur die Abstraction von Hofnung | ||||||
| 31 | wie Kälte die Abstraction von Hitze, u. also keine Realität. Ich | ||||||
| 32 | habe über diesen Punct so wohl in der medicinischen als auch in der | ||||||
| 33 | speculativen Gesellschaft ausserordentlich starken Streit gehabt. - Erlauben | ||||||
| 34 | Sie mir mein Herr Professor, daß ich Etwas Ihrer Beurtheilung | ||||||
| 35 | unterwerfe und mich Ihres Raths und möglichen Einflusses erbitte, | ||||||
| 36 | was jetzt meine ganze Aufmerksamkeit beschäftigt, und alle meine | ||||||
| 37 | Wünsche in Bewegung setzt, und welches auf mein gegenwärtiges und | ||||||
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