Kant: AA VII, Der Streit der ... , Seite 106 |
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01 | der Körper für die animalischen Bewegungen abgespannt, | ||||||
02 | für die Vitalbewegung aber innigst agitirt wird und zwar durch Träume, | ||||||
03 | die, wenn wir uns gleich derselben im Erwachen nicht erinnern, gleichwohl | ||||||
04 | nicht haben ausbleiben können: weil sonst bei gänzlicher Ermangelung derselben, | ||||||
05 | wenn die Nervenkraft, die vom Gehirn, dem Sitze der Vorstellungen, | ||||||
06 | ausgeht, nicht mit der Muskelkraft der Eingeweide vereinigt wirkte, | ||||||
07 | das Leben sich nicht einen Augenblick erhalten könnte. Daher träumen | ||||||
08 | vermuthlich alle Thiere, wenn sie schlafen. | ||||||
09 | Jedermann aber, der sich zu Bette und in Bereitschaft zu schlafen gelegt | ||||||
10 | hat, wird bisweilen bei aller obgedachten Ablenkung seiner Gedanken | ||||||
11 | doch nicht zum Einschlafen kommen können. In diesem Fall wird er im | ||||||
12 | Gehirn etwas Spastisches (Krampfartiges) fühlen, welches auch mit der | ||||||
13 | Beobachtung gut zusammenhängt: daß ein Mensch gleich nach dem Erwachen | ||||||
14 | etwa 1/2 Zoll länger sei, als wenn er sogar im Bette geblieben und | ||||||
15 | dabei nur gewacht hätte. - Da Schlaflosigkeit ein Fehler des schwächlichen | ||||||
16 | Alters und die linke Seite überhaupt genommen die schwächere ist,*) | ||||||
17 | so fühlte ich seit etwa einem Jahre diese krampfichte Anwandelungen und | ||||||
18 | sehr empfindliche Reize dieser Art (obzwar nicht wirkliche und sichtbare | ||||||
19 | Bewegungen der darauf afficirten Gliedmaßen als Krämpfe), die ich nach | ||||||
20 | der Beschreibung anderer für gichtische Zufälle halten und dafür einen | ||||||
21 | Arzt suchen mußte. Nun aber, aus Ungeduld, am Schlafen mich gehindert | ||||||
22 | zu fühlen, griff ich bald zu meinem stoischen Mittel, meinen Gedanken mit | ||||||
*) Es ist ein ganz unrichtiges Vorgeben, daß, was die Stärke im Gebrauch seiner äußern Gliedmaßen betrifft, es bloß auf die Übung, und wie man frühe gewöhnt worden, ankomme, welche von beiden Seiten des Körpers die stärkere oder schwächere sein solle; ob im Gefechte mit dem rechten oder linken Arm der Säbel geführt, ob sich der Reiter, im Steigbügel stehend, von der Rechten zur Linken oder umgekehrt aufs Pferd schwinge, u.dgl. die Erfahrung lehrt aber, daß, wer sich am linken Fuße Maß für seine Schuhe nehmen läßt, wenn der Schuh dem linken genau anpaßt, er für den rechten zu enge sei, ohne daß man die Schuld davon den Eltern geben kann, die ihre Kinder nicht besser belehrt hätten; so wie der Vorzug der rechten Seite vor der linken auch daran zu sehen ist, daß der, welcher über einen etwas tiefen Graben schreiten will, den linken Fuß ansetzt und mit dem rechten überschreitet; widrigenfalls er in den Graben zu fallen Gefahr läuft. Daß der preußische Infanterist geübt wird, mit dem linken Fuße anzutreten, widerlegt jenen Satz nicht, sondern bestätigt ihn vielmehr; denn er setzt diesen voran, gleich als auf ein Hypomochlium, um mit der Rechten Seite den Schwung des Angriffs zu machen, welchen er mit der rechten gegen die linke verrichtet. | |||||||
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