Kant: AA VII, Der Streit der ... , Seite 107

   
         
 

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  01 Anstrengung auf irgend ein von mir gewähltes gleichgültiges Object, was    
  02 es auch sei, (z.B. auf den viel Nebenvorstellungen enthaltenden Namen    
  03 Cicero) zu heften: mithin die Aufmerksamkeit von jener Empfindung abzulenken;    
  04 dadurch diese dann und zwar schleunig stumpf wurde, und so    
  05 die Schläfrigkeit sie überwog, und dieses kann ich jederzeit bei wiederkommenden    
  06 Anfällen dieser Art in den kleinen Unterbrechungen des Nachtschlafs    
  07 mit gleich gutem Erfolg wiederholen. Daß aber dieses nicht etwa    
  08 bloß eingebildete Schmerzen waren, davon konnte mich die des andern    
  09 Morgens früh sich zeigende glühende Röthe der Zehen des linken Fußes    
  10 überzeugen. - Ich bin gewiß, daß viele gichtische Zufälle, wenn nur    
  11 die Diät des Genusses nicht gar zu sehr dawider ist, ja Krämpfe und    
  12 selbst epileptische Zufälle (nur nicht bei Weibern und Kindern, als die    
  13 dergleichen Kraft des Vorsatzes nicht haben), auch wohl das für unheilbar    
  14 verschriene Podagra bei jeder neuen Anwandlung desselben durch diese    
  15 Festigkeit des Vorsatzes (seine Aufmerksamkeit von einem solchen Leiden    
  16 abzuwenden) abgehalten und nach und nach gar gehoben werden könnte.    
         
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3.
   
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Vom Essen und Trinken.
   
         
  19 Im gesunden Zustande und der Jugend ist es das Gerathenste in    
  20 Ansehung des Genusses, der Zeit und Menge nach, bloß den Appetit    
  21 (Hunger und Durst) zu befragen; aber bei den mit dem Alter sich einfindenden    
  22 Schwächen ist eine gewisse Angewohnheit einer geprüften und    
  23 heilsam gefundenen Lebensart, nämlich wie man es einen Tag gehalten    
  24 hat, es eben so alle Tage zu halten, ein diätetischer Grundsatz, welcher dem    
  25 langen Leben am günstigsten ist; doch unter der Bedingung, daß diese    
  26 Abfütterung für den sich weigernden Appetit die gehörige Ausnahmen    
  27 mache. - Dieser nämlich weigert im Alter die Quantität des Flüssigen    
  28 (Suppen oder viel Wasser zu trinken) vornehmlich dem männlichen Geschlecht:    
  29 verlangt dagegen derbere Kost und anreizenderes Getränk (z.B.    
  30 Wein), sowohl um die wurmförmige Bewegung der Gedärme (die unter    
  31 allen Eingeweiden am meisten von der vita propria zu haben scheinen,    
  32 weil sie, wenn sie noch warm aus dem Thier gerissen und zerhauen werden,    
  33 als Würmer kriechen, deren Arbeit man nicht bloß fühlen, sondern sogar    
  34 hören kann) zu befördern und zugleich solche Theile in den Blutumlauf zu    
         
     

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