Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 189 |
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01 | des Gegenstandes (zum Erkenntnisse) dient oder gebraucht werden kann, | ||||||
02 | ist ihre logische Gültigkeit. In dem Erkenntnisse eines Gegenstandes | ||||||
03 | der Sinne kommen beide Beziehungen zusammen vor. In der Sinnenvorstellung | ||||||
04 | der Dinge außer mir ist die Qualität des Raums, worin wir | ||||||
05 | sie anschauen, das bloß Subjective meiner Vorstellung derselben (wodurch, | ||||||
06 | was sie als Objecte an sich sein mögen, unausgemacht bleibt), um | ||||||
07 | welcher Beziehung willen der Gegenstand auch dadurch bloß als Erscheinung | ||||||
08 | gedacht wird; der Raum ist aber seiner bloß subjectiven Qualität | ||||||
09 | ungeachtet gleichwohl doch ein Erkenntnißstück der Dinge als Erscheinungen. | ||||||
10 | Empfindung (hier die äußere) drückt eben sowohl das bloß | ||||||
11 | Subjective unserer Vorstellungen der Dinge außer uns aus, aber eigentlich | ||||||
12 | das Materielle (Reale) derselben (wodurch etwas Existirendes gegeben | ||||||
13 | wird), so wie der Raum die bloße Form a priori der Möglichkeit | ||||||
14 | ihrer Anschauung; und gleichwohl wird jene auch zum Erkenntniß der | ||||||
15 | Objecte außer uns gebraucht. | ||||||
16 | Dasjenige Subjective aber an einer Vorstellung, was gar kein | ||||||
17 | Erkenntnißstück werden kann, ist die mit ihr verbundene Lust oder | ||||||
18 | Unlust; denn durch sie erkenne ich nichts an dem Gegenstande der Vorstellung, | ||||||
19 | obgleich sie wohl die Wirkung irgend einer Erkenntniß sein kann. | ||||||
20 | Nun ist die Zweckmäßigkeit eines Dinges, sofern sie in der Wahrnehmung | ||||||
21 | vorgestellt wird, auch keine Beschaffenheit des Objects selbst (denn eine | ||||||
22 | solche kann nicht wahrgenommen werden), ob sie gleich aus einem Erkenntnisse | ||||||
23 | der Dinge gefolgert werden kann. Die Zweckmäßigkeit also, die | ||||||
24 | vor dem Erkenntnisse eines Objects vorhergeht, ja sogar, ohne die Vorstellung | ||||||
25 | desselben zu einem Erkenntniß brauchen zu wollen, gleichwohl mit ihr | ||||||
26 | unmittelbar verbunden wird, ist das Subjective derselben, was gar kein | ||||||
27 | Erkenntnißstück werden kann. Also wird der Gegenstand alsdann nur | ||||||
28 | darum zweckmäßig genannt, weil seine Vorstellung unmittelbar mit dem | ||||||
29 | Gefühle der Lust verbunden ist; und diese Vorstellung selbst ist eine | ||||||
30 | ästhetische Vorstellung der Zweckmäßigkeit. - Es fragt sich nur , ob es | ||||||
31 | überhaupt eine solche Vorstellung der Zweckmäßigkeit gebe. | ||||||
32 | Wenn mit der bloßen Auffassung ( apprehensio ) der Form eines | ||||||
33 | Gegenstandes der Anschauung ohne Beziehung derselben auf einen Begriff | ||||||
34 | zu einem bestimmten Erkenntniß Lust verbunden ist: so wird die | ||||||
35 | Vorstellung dadurch nicht auf das Object, sondern lediglich auf das | ||||||
36 | Subject bezogen; und die Lust kann nichts anders als die Angemessenheit | ||||||
37 | desselben zu den Erkenntnißvermögen, die in der reflectirenden Urtheilskraft | ||||||
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