Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 188 |
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01 | um, wenn es gelingt, an dieser Einstimmung derselben für unser Erkenntnißvermögen, | ||||||
02 | die wir als bloß zufällig ansehen, Lust zu empfinden. | ||||||
03 | Dagegen würde uns eine Vorstellung der Natur durchaus mißfallen, | ||||||
04 | durch welche man uns voraus sagte, daß bei der mindesten Nachforschung | ||||||
05 | über die gemeinste Erfahrung hinaus wir auf eine Heterogeneität ihrer | ||||||
06 | Gesetze stoßen würden, welche die Vereinigung ihrer besonderen Gesetze | ||||||
07 | unter allgemeinen empirischen für unseren Verstand unmöglich machte: | ||||||
08 | weil dies dem Princip der subjectiv=zweckmäßigen Specification der Natur | ||||||
09 | in ihren Gattungen und unserer reflectirenden Urtheilskraft in der | ||||||
10 | Absicht der letzteren widerstreitet. | ||||||
11 | Diese Voraussetzung der Urtheilskraft ist gleichwohl darüber so unbestimmt, | ||||||
12 | wie weit jene idealische Zweckmäßigkeit der Natur für unser Erkenntnißvermögen | ||||||
13 | ausgedehnt werden solle, daß, wenn man uns sagt, | ||||||
14 | eine tiefere oder ausgebreitetere Kenntniß der Natur durch Beobachtung | ||||||
15 | müsse zuletzt auf eine Mannigfaltigkeit von Gesetzen stoßen, die kein | ||||||
16 | menschlicher Verstand auf ein Princip zurückführen kann, wir es auch | ||||||
17 | zufrieden sind, ob wir es gleich lieber hören, wenn andere uns Hoffnung | ||||||
18 | geben: daß, je mehr wir die Natur im Inneren kennen würden, oder mit | ||||||
19 | äußeren uns für jetzt unbekannten Gliedern vergleichen könnten, wir sie | ||||||
20 | in ihren Principien um desto einfacher und bei der scheinbaren Heterogeneität | ||||||
21 | ihrer empirischen Gesetze einhelliger finden würden, je weiter | ||||||
22 | unsere Erfahrung fortschritte. Denn es ist ein Geheiß unserer Urtheilskraft, | ||||||
23 | nach dem Princip der Angemessenheit der Natur zu unserem Erkenntnißvermögen | ||||||
24 | zu verfahren, so weit es reicht, ohne (weil es keine | ||||||
25 | bestimmende Urtheilskraft ist, die uns diese Regel giebt) auszumachen, | ||||||
26 | ob es irgendwo seine Gränzen habe, oder nicht: weil wir zwar in Ansehung | ||||||
27 | des rationalen Gebrauchs unserer Erkenntnißvermögen Gränzen | ||||||
28 | bestimmen können, im empirischen Felde aber keine Gränzbestimmung | ||||||
29 | möglich ist. | ||||||
30 | VII |
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31 | Von der ästhetischen Vorstellung der Zweckmäßigkeit |
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32 | der Natur. |
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33 | Was an der Vorstellung eines Objects bloß subjectiv ist, d. i. ihre | ||||||
34 | Beziehung auf das Subject, nicht auf den Gegenstand ausmacht, ist die | ||||||
35 | ästhetische Beschaffenheit derselben; was aber an ihr zur Bestimmung | ||||||
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