Kant: AA IV, Metaphysische Anfangsgründe ... , Seite 537 |
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01 | voraus, und eine Materie, als bewegt, kann keine bewegende Kraft haben, | ||||||
02 | als nur vermittelst ihrer Zurückstoßung oder Anziehung, auf welche und mit welchen | ||||||
03 | sie in ihrer Bewegung unmittelbar wirkt und dadurch ihre eigene Bewegung einer | ||||||
04 | anderen mittheilt. Man wird es mir nachsehen, daß ich der Mittheilung der Bewegung | ||||||
05 | durch Anziehung (z. B. wenn etwa ein Komet von stärkerem Anziehungsvermögen | ||||||
06 | als die Erde im Vorbeigehen vor derselben sie nach sich fortschleppte) hier | ||||||
07 | nicht weiter Erwähnung thun werde, sondern nur der Vermittelung der repulsiven | ||||||
08 | Kräfte, also durch Druck (wie vermittelst gespannter Federn), oder durch Stoß, da | ||||||
09 | ohnedem die Anwendung der Gesetze der einen auf die der anderen nur in Ansehung | ||||||
10 | der Richtungslinie verschieden, übrigens aber in beiden Fällen einerlei ist. | ||||||
11 | Erklärung 2. |
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12 | Die Quantität der Materie ist die Menge des Beweglichen | ||||||
13 | in einem bestimmten Raum. Dieselbe, so fern alle ihre | ||||||
14 | Theile in ihrer Bewegung als zugleich wirkend (bewegend) betrachtet | ||||||
15 | werden, heißt die Masse, und man sagt, eine Materie | ||||||
16 | wirke in Masse, wenn alle ihre Theile, in einerlei Richtung | ||||||
17 | bewegt, außer sich zugleich ihre bewegende Kraft ausüben. Eine | ||||||
18 | Masse von bestimmter Gestalt heißt ein Körper (in mechanischer | ||||||
19 | Bedeutung). Die Größe der Bewegung (mechanisch geschätzt) | ||||||
20 | ist diejenige, die durch die Quantität der bewegten Materie und | ||||||
21 | ihre Geschwindigkeit zugleich geschätzt wird; phoronomisch besteht | ||||||
22 | sie blos in dem Grade der Geschwindigkeit. | ||||||
23 | Lehrsatz 1. |
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24 | Die Quantität der Materie kann in Vergleichung mit jeder | ||||||
25 | anderen nur durch die Quantität der Bewegung bei gegebener | ||||||
26 | Geschwindigkeit geschätzt werden. | ||||||
27 | Beweis. |
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28 | Die Materie ist ins Unendliche theilbar, folglich kann keiner ihre | ||||||
29 | Quantität durch eine Menge ihrer Theile unmittelbar bestimmt werden. | ||||||
30 | Denn wenn dieses auch in der Vergleichung der gegebenen Materie mit | ||||||
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