Kant: AA IV, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 154 |
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01 | a priori synthetisch hinzukommt, so muß von einem solchen Satze, wo nicht | ||||||
02 | ein Beweis, doch wenigstens eine Deduction der Rechtmäßigkeit seiner | ||||||
03 | Behauptung unnachlaßlich hinzugefügt werden. | ||||||
04 | Die Grundsätze der Modalität sind aber nicht objectiv synthetisch, | ||||||
05 | weil die Prädicate der Möglichkeit, Wirklichkeit und Nothwendigkeit den | ||||||
06 | Begriff, von dem sie gesagt werden, nicht im mindesten vermehren, dadurch | ||||||
07 | daß sie der Vorstellung des Gegenstandes noch etwas hinzusetzten. | ||||||
08 | Da sie aber gleichwohl doch immer synthetisch sind, so sind sie es nur subjectiv, | ||||||
09 | d. i. sie fügen zu dem Begriffe eines Dinges (Realen), von dem | ||||||
10 | sie sonst nichts sagen, die Erkenntnißkraft hinzu, worin er entspringt und | ||||||
11 | seinen Sitz hat, so daß, wenn er blos im Verstande mit den formalen Bedingungen | ||||||
12 | der Erfahrung in Verknüpfung ist, sein Gegenstand möglich | ||||||
13 | heißt; ist er mit der Wahrnehmung (Empfindung als Materie der Sinne) | ||||||
14 | im Zusammenhange und durch dieselbe vermittelst des Verstandes bestimmt, | ||||||
15 | so ist das Object wirklich; ist er durch den Zusammenhang der | ||||||
16 | Wahrnehmungen nach Begriffen bestimmt, so heißt der Gegenstand nothwendig. | ||||||
17 | Die Grundsätze der Modalität also sagen von einem Begriffe | ||||||
18 | nichts anders als die Handlung des Erkenntnißvermögens, dadurch er erzeugt | ||||||
19 | wird. Nun heißt ein Postulat in der Mathematik der praktische Satz, | ||||||
20 | der nichts als die Synthesis enthält, wodurch wir einen Gegenstand uns | ||||||
21 | zuerst geben und dessen Begriff erzeugen, z. B. mit einer gegebenen Linie | ||||||
22 | aus einem gegebenen Punkt auf einer Ebene einen Cirkel zu beschreiben; | ||||||
23 | und ein dergleichen Satz kann darum nicht bewiesen werden, weil das | ||||||
24 | Verfahren, was er fordert, gerade das ist, wodurch wir den Begriff von | ||||||
25 | einer solchen Figur zuerst erzeugen. So können wir demnach mit eben | ||||||
26 | demselben Rechte die Grundsätze der Modalität postuliren, weil sie ihren | ||||||
27 | Begriff von Dingen überhaupt nicht vermehren*), sondern nur die Art | ||||||
28 | anzeigen, wie er überhaupt mit der Erkenntnißkraft verbunden wird. | ||||||
*) Durch die Wirklichkeit eines Dinges setze ich freilich mehr als die Möglichkeit, aber nicht in dem Dinge; denn das kann niemals mehr in der Wirklichkeit enthalten, als was in dessen vollständiger Möglichkeit enthalten war. Sondern da die Möglichkeit blos eine Position des Dinges in Beziehung auf den Verstand (dessen empirischen Gebrauch) war, so ist die Wirklichkeit zugleich eine Verknüpfung desselben mit der Wahrnehmung. | |||||||
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