Kant: AA IV, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 145 |
|||||||
Zeile:
|
Text (Kant):
|
|
|
||||
01 | Principien empfiehlt, dogmatisch beweisen zu wollen, ist es denn geschehen, | ||||||
02 | daß von dem Satze des zureichenden Grundes so oft, aber immer vergeblich | ||||||
03 | ein Beweis ist versucht worden. An die beide übrige Analogien | ||||||
04 | hat niemand gedacht, ob man sich ihrer gleich immer stillschweigend bediente*), | ||||||
05 | weil der Leitfaden der Kategorien fehlte, der allein jede Lücke des | ||||||
06 | Verstandes sowohl in Begriffen, als Grundsätzen entdecken und merklich | ||||||
07 | machen kann. | ||||||
08 | 4. |
||||||
09 | Die Postulate des empirischen Denkens überhaupt. |
||||||
10 | 1. Was mit den formalen Bedingungen der Erfahrung (der Anschauung | ||||||
11 | und den Begriffen nach) übereinkommt, ist möglich. | ||||||
12 | 2. Was mit den materialen Bedingungen der Erfahrung (der Empfindung) | ||||||
13 | zusammenhängt, ist wirklich. | ||||||
14 | 3. Dessen Zusammenhang mit dem Wirklichen nach allgemeinen Bedingungen | ||||||
15 | der Erfahrung bestimmt ist, ist (existirt) nothwendig. | ||||||
16 | Erläuterung. |
||||||
17 | Die Kategorien der Modalität haben das Besondere an sich: daß sie | ||||||
18 | den Begriff, dem sie als Prädicate beigefügt werden, als Bestimmung des | ||||||
19 | Objects nicht im mindesten vermehren, sondern nur das Verhältniß zum | ||||||
20 | Erkenntnißvermögen ausdrücken. Wenn der Begriff eines Dinges schon | ||||||
21 | ganz vollständig ist, so kann ich doch noch von diesem Gegenstande fragen, | ||||||
22 | ob er blos möglich oder auch wirklich, oder wenn er das letztere ist, ob er | ||||||
23 | gar auch nothwendig sei. Hiedurch werden keine Bestimmungen mehr im | ||||||
24 | Objecte selbst gedacht, sondern es frägt sich nur, wie es sich (sammt allen | ||||||
*) Die Einheit des Weltganzen, in welchem alle Erscheinungen verknüpft sein sollen, ist offenbar eine bloße Folgerung des ingeheim angenommenen Grundsatzes der Gemeinschaft aller Substanzen, die zugleich sind: denn wären sie isolirt, so würden sie nicht als Theile ein Ganzes ausmachen, und wäre ihre Verknüpfung (Wechselwirkung des Mannigfaltigen) nicht schon um des Zugleichseins willen nothwendig, so könnte man aus diesem als einem blos idealen Verhältniß auf jene als ein reales nicht schließen. Wiewohl wir an seinem Ort gezeigt haben, daß die Gemeinschaft eigentlich der Grund der Möglichkeit einer empirischen Erkenntniß der Coexistenz sei, und daß man also eigentlich nur aus dieser auf jene als ihre Bedingung zurück schließe. | |||||||
[ Seite 144 ] [ Seite 146 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |