Kant: AA IV, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 113 |
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01 | Diese Benennungen habe ich mit Vorsicht gewählt, um die Unterschiede | ||||||
02 | in Ansehung der Evidenz und der Ausübung dieser Grundsätze nicht | ||||||
03 | unbemerkt zu lassen. Es wird sich aber bald zeigen: daß, was sowohl die | ||||||
04 | Evidenz, als die Bestimmung der Erscheinungen a priori nach den Kategorien | ||||||
05 | der Größe und der Qualität (wenn man lediglich auf die Form | ||||||
06 | der letzteren acht hat) betrifft, die Grundsätze derselben sich darin von den | ||||||
07 | zwei übrigen namhaft unterscheiden, indem jene einer intuitiven, diese | ||||||
08 | aber einer blos discursiven, obzwar beiderseits einer völligen Gewißheit | ||||||
09 | fähig sind. Ich werde daher jene die mathematische, diese die dynamische | ||||||
10 | Grundsätze nennen. Man wird aber wohl bemerken, daß ich hier | ||||||
11 | eben so wenig die Grundsätze der Mathematik in einem Falle, als die | ||||||
12 | Grundsätze der allgemeinen (physischen) Dynamik im andern, sondern nur | ||||||
13 | die des reinen Verstandes im Verhältniß auf den innern Sinn (ohne | ||||||
14 | Unterschied der darin gegebenen Vorstellungen) vor Augen habe, dadurch | ||||||
15 | denn jene insgesammt ihre Möglichkeit bekommen. Ich benenne sie also | ||||||
16 | mehr in Betracht der Anwendung, als um ihres Inhalts willen und gehe | ||||||
17 | nun zur Erwägung derselben in der nämlichen Ordnung, wie sie in der | ||||||
18 | Tafel vorgestellt werden. | ||||||
19 | 1. |
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20 | Von den Axiomen der Anschauung. |
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21 | Grundsatz des reinen Verstandes: Alle Erscheinungen sind | ||||||
22 | ihrer Anschauung nach extensive Größen. | ||||||
23 | Eine extensive Größe nenne ich diejenige, in welcher die Vorstellung | ||||||
24 | der Theile die Vorstellung des Ganzen möglich macht (und also nothwendig | ||||||
25 | vor dieser vorhergeht). Ich kann mir keine Linie, so klein sie auch sei, vorstellen, | ||||||
26 | ohne sie in Gedanken zu ziehen, d. i. von einem Punkte alle Theile | ||||||
27 | nach und nach zu erzeugen und dadurch allererst diese Anschauung zu verzeichnen. | ||||||
28 | Eben so ist es auch mit jeder, auch der kleinsten Zeit bewandt. | ||||||
29 | Ich denke mir darin nur den successiven Fortgang von einem Augenblick | ||||||
30 | zum andern, wo durch alle Zeittheile und deren Hinzuthun endlich eine | ||||||
31 | bestimmte Zeitgröße erzeugt wird. Da die bloße Anschauung an allen Erscheinungen | ||||||
32 | entweder der Raum oder die Zeit ist, so ist jede Erscheinung | ||||||
33 | als Anschauung eine extensive Größe, indem sie nur durch successive Synthesis | ||||||
34 | (von Theil zu Theil) in der Apprehension erkannt werden kann. | ||||||
35 | Alle Erscheinungen werden demnach schon als Aggregate (Menge vorher | ||||||
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