Kant: AA IV, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 082 |
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01 | Apperception nennen. Daß sie diesen Namen verdiene, | ||||||
02 | erhellt schon daraus: daß selbst die reinste objective Einheit, nämlich die | ||||||
03 | der Begriffe a priori (Raum und Zeit), nur durch Beziehung der Anschauungen | ||||||
04 | auf sie möglich sei. Die numerische Einheit dieser Apperception | ||||||
05 | liegt also a priori allen Begriffen eben so wohl zum Grunde, als die Mannigfaltigkeit | ||||||
06 | des Raumes und der Zeit den Anschauungen der Sinnlichkeit. | ||||||
07 | Eben diese transscendentale Einheit der Apperception macht aber | ||||||
08 | aus allen möglichen Erscheinungen, die immer in einer Erfahrung beisammen | ||||||
09 | sein können, einen Zusammenhang aller dieser Vorstellungen | ||||||
10 | nach Gesetzen. Denn diese Einheit des Bewußtseins wäre unmöglich, | ||||||
11 | wenn nicht das Gemüth in der Erkenntniß des Mannigfaltigen sich der | ||||||
12 | Identität der Function bewußt werden könnte, wodurch sie dasselbe synthetisch | ||||||
13 | in einer Erkenntniß verbindet. Also ist das ursprüngliche und | ||||||
14 | nothwendige Bewußtsein der Identität seiner selbst zugleich ein Bewußtsein | ||||||
15 | einer eben so nothwendigen Einheit der Synthesis aller Erscheinungen | ||||||
16 | nach Begriffen, d. i. nach Regeln, die sie nicht allein nothwendig reproducibel | ||||||
17 | machen, sondern dadurch auch ihrer Anschauung einen Gegenstand | ||||||
18 | bestimmen, d. i. den Begriff von Etwas, darin sie nothwendig zusammenhängen: | ||||||
19 | denn das Gemüth könnte sich unmöglich die Identität seiner | ||||||
20 | selbst in der Mannigfaltigkeit seiner Vorstellungen und zwar a priori | ||||||
21 | denken, wenn es nicht die Identität seiner Handlung vor Augen hätte, | ||||||
22 | welche alle Synthesis der Apprehension (die empirisch ist) einer transscendentalen | ||||||
23 | Einheit unterwirft und ihren Zusammenhang nach Regeln | ||||||
24 | a priori zuerst möglich macht. Nunmehr werden wir auch unsere Begriffe | ||||||
25 | von einem Gegenstande überhaupt richtiger bestimmen können. Alle | ||||||
26 | Vorstellungen haben als Vorstellungen ihren Gegenstand und können | ||||||
27 | selbst wiederum Gegenstände anderer Vorstellungen sein. Erscheinungen | ||||||
28 | sind die einzigen Gegenstände, die uns unmittelbar gegeben werden können, | ||||||
29 | und das, was sich darin unmittelbar auf den Gegenstand bezieht, | ||||||
30 | heißt Anschauung. Nun sind aber diese Erscheinungen nicht Dinge an | ||||||
31 | sich selbst, sondern selbst nur Vorstellungen, die wiederum ihren Gegenstand | ||||||
32 | haben, der also von uns nicht mehr angeschaut werden kann und | ||||||
33 | daher der nichtempirische, d. i. transscendentale, Gegenstand = X genannt | ||||||
34 | werden mag. | ||||||
35 | Der reine Begriff von diesem transscendentalen Gegenstande (der | ||||||
36 | wirklich bei allen unsern Erkenntnissen immer einerlei = X ist) ist das, | ||||||
37 | was allen unsern empirischen Begriffen überhaupt Beziehung auf einen | ||||||
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