Kant: AA IV, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 050 |
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01 | also auf den Kanon des Verstandes gar keinen Einfluß hat. Sie ist eine | ||||||
02 | demonstrirte Doctrin, und alles muß in ihr völlig a priori gewiß sein. | ||||||
03 | Was ich die angewandte Logik nenne (wider die gemeine Bedeutung | ||||||
04 | dieses Worts, nach der sie gewisse Exercitien, dazu die reine Logik die | ||||||
05 | Regel giebt, enthalten soll), so ist sie eine Vorstellung des Verstandes und | ||||||
06 | der Regeln seines nothwendigen Gebrauchs in concreto , nämlich unter | ||||||
07 | den zufälligen Bedingungen des Subjects, die diesen Gebrauch hindern | ||||||
08 | oder befördern können, und die insgesammt nur empirisch gegeben werden. | ||||||
09 | Sie handelt von der Aufmerksamkeit, deren Hinderniß und Folgen, dem | ||||||
10 | Ursprunge des Irrthums, dem Zustande des Zweifels, des Scrupels, der | ||||||
11 | Überzeugung u. s. w.; und zu ihr verhält sich die allgemeine und reine | ||||||
12 | Logik, wie die reine Moral, welche blos die nothwendige sittliche Gesetze | ||||||
13 | eines freien Willens überhaupt enthält, zu der eigentlichen Tugendlehre, | ||||||
14 | welche diese Gesetze unter den Hindernissen der Gefühle, Neigungen und | ||||||
15 | Leidenschaften, denen die Menschen mehr oder weniger unterworfen sind, | ||||||
16 | erwägt, und welche niemals eine wahre und demonstrirte Wissenschaft abgeben | ||||||
17 | kann, weil sie eben sowohl als jene angewandte Logik empirische | ||||||
18 | und psychologische Principien bedarf. | ||||||
19 | II |
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20 | Von der transscendentalen Logik. |
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21 | Die allgemeine Logik abstrahirt, wie wir gewiesen, von allem Inhalt | ||||||
22 | der Erkenntniß, d. i. von aller Beziehung derselben auf das Object, | ||||||
23 | und betrachtet nur die logische Form im Verhältnisse auf | ||||||
24 | einander, d. i. die Form des Denkens überhaupt. Weil es nun aber sowohl | ||||||
25 | reine, als empirische Anschauungen giebt (wie die transscendentale | ||||||
26 | Ästhetik darthut), so könnte auch wohl ein Unterschied zwischen reinem und | ||||||
27 | empirischem Denken der Gegenstände angetroffen werden. In diesem | ||||||
28 | Falle würde es eine Logik geben, in der man nicht von allem Inhalt der | ||||||
29 | Erkenntniß abstrahirte; denn diejenige, welche blos die Regeln des reinen | ||||||
30 | Denkens eines Gegenstandes enthielte, würde alle diejenige Erkenntnisse | ||||||
31 | ausschließen, welche von empirischem Inhalte wären. Sie würde auch auf | ||||||
32 | den Ursprung unserer Erkenntnisse von Gegenständen gehen, so fern er | ||||||
33 | nicht den Gegenständen zugeschrieben werden kann; dahingegen die allgemeine | ||||||
34 | Logik mit diesem Ursprunge der Erkenntniß nichts zu thun hat, | ||||||
35 | sondern die Vorstellungen, sie mögen uranfänglich a priori in uns selbst, | ||||||
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