Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 113 |
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Text (Kant):
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| 01 | § 18. |
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| 02 | Was objective Einheit des Selbstbewußtseins sei. |
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| 03 | Die transscendentale Einheit der Apperception ist diejenige, | ||||||
| 04 | durch welche alles in einer Anschauung gegebene Mannigfaltige in einen | ||||||
| 05 | Begriff vom Object vereinigt wird. Sie heißt darum objectiv und mu | ||||||
| 06 | von der subjectiven Einheit des Bewußtseins unterschieden werden, | ||||||
| 07 | die eine Bestimmung des inneren Sinnes ist, dadurch jenes Mannigfaltige | ||||||
| 08 | der Anschauung zu einer solchen Verbindung empirisch gegeben | ||||||
| 09 | wird. Ob ich mir des Mannigfaltigen als zugleich oder nach einander | ||||||
| 10 | empirisch bewußt sein könne, kommt auf Umstände oder empirische Bedingungen | ||||||
| 11 | an; daher die empirische Einheit des Bewußtseins durch Association | ||||||
| 12 | der Vorstellungen selbst eine Erscheinung betrifft und ganz zufällig | ||||||
| 13 | ist. Dagegen steht die reine Form der Anschauung in der Zeit, bloß als | ||||||
| 14 | Anschauung überhaupt, die ein gegebenes Mannigfaltiges enthält, unter | ||||||
| 15 | der ursprünglichen Einheit des Bewußtseins lediglich durch die nothwendige | ||||||
| 16 | Beziehung des Mannigfaltigen der Anschauung zum einen: Ich | ||||||
| 17 | denke, also durch die reine Synthesis des Verstandes, welche a priori der | ||||||
| 18 | empirischen zum Grunde liegt. Jene Einheit ist allein objectiv gültig: die | ||||||
| 19 | empirische Einheit der Apperception, die wir hier nicht erwägen, und die | ||||||
| 20 | auch nur von der ersteren unter gegebenen Bedingungen in concreto abgeleitet | ||||||
| 21 | ist, hat nur subjective Gültigkeit. Einer verbindet die Vorstellung | ||||||
| 22 | eines gewissen Worts mit einer Sache, der andere mit einer anderen | ||||||
| 23 | Sache; und die Einheit des Bewußtseins in dem, was empirisch ist, ist in | ||||||
| 24 | Ansehung dessen, was gegeben ist, nicht nothwendig und allgemein geltend. | ||||||
| 25 | § 19. |
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| 26 | Die logische Form aller Urtheile besteht in der objectiven |
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| 27 | Einheit der Apperception der darin enthaltenen Begriffe. |
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| 28 | Ich habe mich niemals durch die Erklärung, welche die Logiker von | ||||||
| 29 | einem Urtheile überhaupt geben, befriedigen können: es ist, wie sie sagen, | ||||||
| 30 | die Vorstellung eines Verhältnisses zwischen zwei Begriffen. Ohne nun | ||||||
| 31 | hier über das Fehlerhafte der Erklärung, daß sie allenfalls nur auf kategorische, | ||||||
| 32 | aber nicht hypothetische und disjunctive Urtheile paßt (als | ||||||
| 33 | welche letztere nicht ein Verhältniß von Begriffen, sondern selbst von Urtheilen | ||||||
| 34 | enthalten), mit ihnen zu zanken (unerachtet aus diesem Versehen | ||||||
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