Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 114 |
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01 | der Logik manche lästige Folgen erwachsen sind)*), merke ich nur an, daß | ||||||
02 | worin dieses Verhältniß bestehe, hier nicht bestimmt ist. | ||||||
03 | Wenn ich aber die Beziehung gegebener Erkenntnisse in jedem Urtheile | ||||||
04 | genauer untersuche und sie als dem Verstande angehörige von dem | ||||||
05 | Verhältnisse nach Gesetzen der reproductiven Einbildungskraft (welches | ||||||
06 | nur subjective Gültigkeit hat) unterscheide, so finde ich, daß ein Urtheil | ||||||
07 | nichts andres sei, als die Art, gegebene Erkenntnisse zur objectiven | ||||||
08 | Einheit der Apperception zu bringen. Darauf zielt das Verhältnißwörtchen | ||||||
09 | ist in denselben, um die objective Einheit gegebener Vorstellungen von | ||||||
10 | der subjectiven zu unterscheiden. Denn dieses bezeichnet die Beziehung | ||||||
11 | derselben auf die ursprüngliche Apperception und die nothwendige Einheit | ||||||
12 | derselben, wenn gleich das Urtheil selbst empirisch, mithin zufällig | ||||||
13 | ist, z. B. die Körper sind schwer. Damit ich zwar nicht sagen will, diese | ||||||
14 | Vorstellungen gehören in der empirischen Anschauung nothwendig zu | ||||||
15 | einander, sondern sie gehören vermöge der nothwendigen Einheit | ||||||
16 | der Apperception in der Synthesis der Anschauungen zu einander, d. i. | ||||||
17 | nach Principien der objectiven Bestimmung aller Vorstellungen, so fern | ||||||
18 | daraus Erkenntniß werden kann, welche Principien alle aus dem Grundsatze | ||||||
19 | der transscendentalen Einheit der Apperception abgeleitet sind. Dadurch | ||||||
20 | allein wird aus diesem Verhältnisse ein Urtheil, d. i. ein Verhältniß, | ||||||
21 | das objectiv gültig ist und sich von dem Verhältnisse eben | ||||||
22 | derselben Vorstellungen, worin bloß subjective Gültigkeit wäre, z. B. nach | ||||||
23 | Gesetzen der Association, hinreichend unterscheidet. Nach den letzteren | ||||||
24 | würde ich nur sagen können: wenn ich einen Körper trage, so fühle ich | ||||||
25 | einen Druck der Schwere; aber nicht: er, der Körper, ist schwer; welches so | ||||||
26 | viel sagen will als: diese beide Vorstellungen sind im Object, d. i. ohne | ||||||
27 | Unterschied des Zustandes des Subjects, verbunden und nicht bloß in der | ||||||
28 | Wahrnehmung (so oft sie auch wiederholt sein mag) beisammen. | ||||||
*) Die weitläuftige Lehre von den vier syllogistischen Figuren betrifft nur die kategorischen Vernunftschlüsse; und ob sie zwar nichts weiter ist, als eine Kunst, durch Versteckung unmittelbarer Schlüsse ( consequentiae immediatae ) unter die Prämissen eines reinen Vernunftschlusses den Schein mehrerer Schlußarten, als des in der ersten Figur zu erschleichen, so würde sie doch dadurch allein kein sonderliches Glück gemacht haben, wenn es ihr nicht gelungen wäre, die kategorischen Urtheile als die, worauf sich alle andere müssen beziehen lassen, in ausschließliches Ansehen zu bringen, welches aber nach § 9 falsch ist. | |||||||
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