Kant: AA II, Der einzig mögliche ... , Seite 126

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Grundes sowohl des Wesens aller Dinge, als der Weisheit, Güte und      
  02 Macht ist es nothwendig: daß alle Möglichkeit mit diesen Eigenschaften      
  03 harmonire.      
           
  04
3.
     
  05
Regeln der verbesserten Methode der Physikotheologie.
     
           
  06 Ich fasse sie in folgendem kurz zusammen: Durch das Zutrauen auf      
  07 die Fruchtbarkeit der allgemeinen Naturgesetze wegen ihrer Abhängigkeit      
  08 vom göttlichen Wesen geleitet, suche man      
           
  09 1. Die Ursache selbst der vortheilhaftesten Verfassungen in solchen      
  10 allgemeinen Gesetzen, die mit einer nothwendigen Einheit außer andern      
  11 anständigen Folgen auch auf die Hervorbringung dieser Wirkungen in      
  12 Beziehung stehen.      
           
  13 2. Man bemerke das Nothwendige in dieser Verknüpfung verschiedener      
  14 Tauglichkeiten in einem Grunde, weil sowohl die Art, um daraus      
  15 auf die Abhängigkeit von Gott zu schließen, von derjenigen verschieden ist,      
  16 welche eigentlich die künstliche und gewählte Einheit zum Augenmerk hat,      
  17 als auch um den Erfolg nach beständigen und nothwendigen Gesetzen vom      
  18 ungefähren Zufall zu unterscheiden.      
           
  19 3. Man vermuthe nicht allein in der unorganischen, sondern auch der      
  20 organisirten Natur eine größere nothwendige Einheit, als so gerade zu in      
  21 die Augen fällt. Denn selbst im Baue eines Thieres ist zu vermuthen:      
  22 daß eine einzige Anlage eine fruchtbare Tauglichkeit zu viel vortheilhaften      
  23 Folgen haben werde, wozu wir anfänglich vielerlei besondere Anstalten      
  24 nöthig finden möchten. Diese Aufmerksamkeit ist sowohl der Philosophie      
  25 sehr gemäß, als auch der physisch=theologischen Folgerung vortheilhaft.      
           
  26 4. Man bediene sich der offenbar künstlichen Ordnung, um daraus      
  27 auf die Weisheit eines Urhebers als einen Grund, der wesentlichen und      
  28 nothwendigen Einheit aber in den Naturgesetzen, um daraus auf ein weises      
  29 Wesen als einen Grund, aber nicht vermittelst seiner Weisheit, sondern      
  30 vermöge desjenigen in ihm, was mit dieser harmoniren muß, zu schließen.      
           
  31 5. Man schließe aus den zufälligen Verbindungen der Welt auf      
  32 den Urheber der Art, wie das Universum zusammengefügt ist, von der      
           
    befindlich, so wäre Weisheit eine Chimäre. Wäre aber diese Möglichkeit in dem weisen Wesen nicht selbst gegründet, so könnte diese Weisheit nimmermehr in aller Absicht unabhängig sein.      
           
     

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