Kant: AA II, Der einzig mögliche ... , Seite 070 |
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| 01 | Erste Abtheilung, |
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| 02 | worin der |
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| 03 | Beweisgrund zur Demonstration des Daseins Gottes |
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| 04 | geliefert wird. |
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| 05 | Erste Betrachtung. |
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| 06 | Vom Dasein überhaupt. |
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| 07 | Die Regel der Gründlichkeit erfordert es nicht allemal, daß selbst im | ||||||
| 08 | tiefsinnigsten Vortrage ein jeder vorkommende Begriff entwickelt oder erklärt | ||||||
| 09 | werde: wenn man nämlich versichert ist, daß der blos klare gemeine | ||||||
| 10 | Begriff in dem Falle, da er gebraucht wird, keinen Mißverstand veranlassen | ||||||
| 11 | könne; so wie der Meßkünstler die geheimsten Eigenschaften und | ||||||
| 12 | Verhältnisse des Ausgedehnten mit der größten Gewißheit aufdeckt, ob er | ||||||
| 13 | sich gleich hiebei lediglich des gemeinen Begriffs vom Raum bedient, und | ||||||
| 14 | wie selbst in der allertiefsinnigsten Wissenschaft das Wort Vorstellung | ||||||
| 15 | genau genug verstanden und mit Zuversicht gebraucht wird, wiewohl seine | ||||||
| 16 | Bedeutung niemals durch eine Erklärung kann aufgelöset werden. | ||||||
| 17 | Ich würde mich daher in diesen Betrachtungen nicht bis zur Auflösung | ||||||
| 18 | des sehr einfachen und wohlverstandnen Begriffs des Daseins versteigen, | ||||||
| 19 | wenn nicht hier gerade der Fall wäre, wo diese Verabsäumung Verwirrung | ||||||
| 20 | und wichtige Irrthümer veranlassen kann. Es ist sicher, daß er in der | ||||||
| 21 | übrigen ganzen Weltweisheit so unentwickelt, wie er im gemeinen Gebrauch | ||||||
| 22 | vorkommt, ohne Bedenken könne angebracht werden, die einzige Frage | ||||||
| 23 | vom absolut nothwendigen und zufälligen Dasein ausgenommen, denn | ||||||
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