Kant: AA II, Die falsche Spitzfindigkeit der ... , Seite 049

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 würde so lauten: Nichts Unveränderliches ist meßbar durch die Zeit, die      
  02 Dauer Gottes ist unveränderlich, folglich etc.      
           
  03
§ 2.
     
  04
Von den obersten Regeln aller Vernunftschlüsse.
     
           
  05 Aus dem Angeführten erkennt man, daß die erste und allgemeine      
  06 Regel aller bejahenden Vernunftschlüsse sei: Ein Merkmal vom Merkmal      
  07 ist ein Merkmal der Sache selbst ( nota notae est etiam nota rei      
  08 ipsius ); von allen verneinenden: Was dem Merkmal eines Dinges      
  09 widerspricht, widerspricht dem Dinge selbst ( repugnans notae      
  10 repugnat rei ipsi ). Keine dieser Regeln ist ferner eines Beweises fähig.      
  11 Denn ein Beweis ist nur durch einen oder mehr Vernunftschlüsse möglich,      
  12 die oberste Formel aller Vernunftschlüsse demnach beweisen wollen, würde      
  13 heißen im Cirkel schließen. Allein daß diese Regeln den allgemeinen und      
  14 letzten Grund aller vernünftigen Schlußart enthalten, erhellt daraus, weil      
  15 diejenige, die sonst bis daher von allen Logikern für die erste Regeln aller      
  16 Vernunftschlüsse gehalten worden, den einzigen Grund ihrer Wahrheit aus      
  17 den unsrigen entlehnen müssen. Das Dictum de omni , der oberste Grund      
  18 aller bejahenden Vernunftschlüsse, lautet also: Was von einem Begriff allgemein      
  19 bejaht wird, wird auch von einem jeden bejaht, der unter ihm enthalten      
  20 ist. Der Beweisgrund hievon ist klar. Derjenige Begriff, unter      
  21 welchem andere enthalten sind, ist allemal als ein Merkmal von diesen abgesondert      
  22 worden; was nun diesem Begriff zukommt, das ist ein Merkmal      
  23 eines Merkmals, mithin auch ein Merkmal der Sachen selbst, von denen      
  24 er ist abgesondert worden, d. i. er kommt den niedrigen zu, die unter ihm      
  25 enthalten sind. Ein jeder, der nur einigermaßen in logischen Kenntnissen      
  26 unterwiesen ist, sieht leicht ein: daß dieses Dictum lediglich um dieses      
  27 Grundes willen wahr sei und daß es also unter unserer ersten Regel stehe.      
  28 Das Dictum de nullo steht in eben solchem Verhältniß gegen unsere zweite      
  29 Regel. Was von einem Begriffe allgemein verneint wird, das wird auch      
  30 von allen demjenigen verneint, was unter demselben enthalten ist. Denn      
  31 derjenige Begriff, unter welchem diese andere enthalten sind, ist nur ein      
  32 von ihnen abgesondertes Merkmal. Was aber diesem Merkmal widerspricht,      
  33 wiederspricht auch den Sachen selbst; folglich was den höhern Begriffen      
  34 widerspricht, muß auch den niedrigen widerstreiten, die unter ihm      
  35 stehen.      
           
           
     

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