Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 162 |
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| 01 | § 139. |
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| 02 | Da das Moment der Schwerdrückung nur mit unendlich | Die | |||||
| 03 | kleiner Geschwindigkeit geschieht: so erhellt vermittelst | Phänomena | |||||
| 04 | der dritten Nummer des vorigen § gar deutlich, | der Körper, die | |||||
| 05 | daß ein Körper, der seine Bewegung aufwendet, indem | die Schwere | |||||
| 06 | er die Hindernisse der Schwere überwindet, gegen dieselbe | überwinden, | |||||
| 07 | nur eine Wirkung ausüben werde, die seiner Geschwindigkeit | beweisen keine | |||||
| 08 | schlechthin proportionirt ist, obgleich die Kraft selber | lebendige | |||||
| 09 | sich wie das Quadrat dieser Geschwindigkeit verhält, demjenigen | Kraft, dennoch | |||||
| 10 | ganz gemäß, was auch die Erfahrung hievon zu | streiten sie nicht | |||||
| 11 | erkennen giebt, wie wir es im vorigen Hauptstücke ausführlich und | dawider. | |||||
| 12 | mehr wie auf eine Weise gesehen haben. | ||||||
| 13 | Sehet also hier sogar eine Erfahrung, die kein anderes als Cartesens | ||||||
| 14 | Gesetz zuzulassen scheint, und welches auch in der That eigentlich | ||||||
| 15 | keine Merkmaale von irgend einer anderen Schätzung als von dieser | ||||||
| 16 | von sich zeigt, gleichwohl aber bei genauer Erwägung der Quadratschätzung, | ||||||
| 17 | wenn sie in ihrer richtigen Bedeutung genommen wird, nicht | ||||||
| 18 | widerstreitet, sondern ihr dennoch Platz läßt. | ||||||
| 19 | Also widerlegt die Wirkung, welche senkrecht in die Höhe steigende | ||||||
| 20 | Körper verüben, indem sie die Hindernisse der Schwere überwinden, | ||||||
| 21 | zwar Leibnizens Schätzung ohne alle Widerrede, allein unsere lebendigen | ||||||
| 22 | Kräfte beweiset sie zwar eigentlich nicht; jedennoch hebt sie | ||||||
| 23 | dieselbe nicht auch auf. Indessen wenn wir unsere Aufmerksamkeit nur | ||||||
| 24 | genau hierauf richten, so werden wir auch sogar daselbst noch einige | ||||||
| 25 | Strahlen von unserer Schätzung antreffen. Denn der Körper würde | ||||||
| 26 | seine ihm beiwohnende Bewegung nicht frei fortsetzen und dieselbe so | ||||||
| 27 | lange selber erhalten können, bis die äußerliche Widerstrebung sie ihm | ||||||
| 28 | nach und nach nimmt, wo er nicht diejenige innerliche Bestrebung oder | ||||||
| 29 | Intension aus sich selbst hervorbrächte, die zugleich der Grund der | ||||||
| 30 | freien Bewegung und auch der lebendigen Kraft ist. | ||||||
| 31 | § 140. |
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| 32 | Aus dem bis daher Erwiesenen ersehen wir zugleich | Hierauf | |||||
| 33 | die Ursache des wohlbekannten Kunststückes, wie man fast | gegründete | |||||
| 34 | unbezwingliche Gewalten durch gar geringe Hindernisse | Proben. | |||||
| 35 | aufheben könne. Wenn nämlich die Gewalt, die man brechen soll, auf | ||||||
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