| Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 024 | |||||||
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| 01 | § 10. | ||||||
| 02 | Weil alles, was unter den Eigenschaften eines Dinges | Es ist wahrscheinlich, | |||||
| 03 | vorkommt, von demjenigen muß hergeleitet werden können, | daß | |||||
| 04 | was den vollständigen Grund von dem Dinge selber in | die dreifache | |||||
| 05 | sich enthält, so werden sich auch die Eigenschaften der | Abmessung des | |||||
| 06 | Ausdehnung, mithin auch die dreifache Abmessung derselben | Raumes von | |||||
| 07 | auf die Eigenschaften der Kraft gründen, welche die | dem Gesetze | |||||
| 08 | Substanzen in Absicht auf die Dinge, mit denen sie verbunden | herrühre, nach | |||||
| 09 | sind, besitzen. Die Kraft, womit eine Substanz | welchem die | |||||
| 10 | in der Vereinigung mit andern wirkt, kann nicht ohne | Kräfte der | |||||
| 11 | ein gewisses Gesetz gedacht werden, welches sich in der | Substanzen | |||||
| 12 | Art seiner Wirkung hervorthut. Weil die Art des Gesetzes, | in einander | |||||
| 13 | nach welchem die Substanzen in einander wirken, auch die Art der | wirken. | |||||
| 14 | Vereinigung und Zusammensetzung vieler derselben bestimmen muß, | ||||||
| 15 | so wird das Gesetz, nach welchem eine ganze Sammlung Substanzen | ||||||
| 16 | (das ist ein Raum) abgemessen wird, oder die Dimension der Ausdehnung | ||||||
| 17 | von den Gesetzen herrühren, nach welchen die Substanzen | ||||||
| 18 | vermöge ihrer wesentlichen Kräfte sich zu vereinigen suchen. | ||||||
| 19 | Diesem zu folge halte ich dafür: daß die Substanzen | Die dreifache | |||||
| 20 | in der existirenden Welt, wovon wir ein Theil sind, | Abmessung | |||||
| 21 | wesentliche Kräfte von der Art haben, daß sie in Vereinigung | scheint daher | |||||
| 22 | miteinander nach dem doppelten umgekehrten | zu rühren, weil | |||||
| 23 | Verhältniß der Weiten ihre Wirkungen von sich ausbreiten; | die Substanzen | |||||
| 24 | zweitens, daß das Ganze, was daher entspringt, vermöge | in der existirenden | |||||
| 25 | dieses Gesetzes die Eigenschaft der dreifachen Dimension | Welt so | |||||
| 26 | habe; drittens, daß dieses Gesetz willkürlich sei, und da | in einander | |||||
| 27 | Gott dafür ein anderes, zum Exempel des umgekehrten | wirken, daß die | |||||
| 28 | dreifachen Verhältnisses, hätte wählen können; daß endlich | Stärke der | |||||
| 29 | viertens aus einem andern Gesetze auch eine Ausdehnung | Wirkung sich | |||||
| 30 | von andern Eigenschaften und Abmessungen geflossen wäre. | wie das | |||||
| 31 | Eine Wissenschaft von allen diesen möglichen Raumesarten | Quadrat der | |||||
| 32 | wäre unfehlbar die höchste Geometrie, die ein endlicher Verstand | Weiten umgekehrt | |||||
| 33 | unternehmen könnte. Die Unmöglichkeit, die wir bei uns bemerken, | verhält. | |||||
| 34 | einen Raum von mehr als drei Abmessungen uns vorzustellen, scheint | ||||||
| 35 | mir daher zu rühren, weil unsere Seele ebenfalls nach dem Gesetze des | ||||||
| 36 | umgekehrten doppelten Verhältnisses der Weiten die Eindrücke von | ||||||
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