Kant: AA XX, Preisschrift über die ... , Seite 267 |
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01 | oder nicht, davon können wir uns alsbald überzeugen, wenn wir darauf | ||||||
02 | Acht haben, ob das Urtheil, welches dem Object diese Form beylegt, Nothwendigkeit | ||||||
03 | bey sich führe, oder nicht, denn im letztern Falle ist es blos | ||||||
04 | empirisch. | ||||||
05 | Die Form des Objectes, wie es allein in einer Anschauung a priori | ||||||
06 | vorgestellt werden kann, gründet sich also nicht auf die Beschaffenheit dieses | ||||||
07 | Objectes an sich, sondern auf die Naturbeschaffenheit des Subjects, | ||||||
08 | welches einer anschaulichen Vorstellung des Gegenstandes fähig ist, und | ||||||
09 | dieses Subjective in der formalen Beschaffenheit des Sinnes, als der | ||||||
10 | Empfänglichkeit für die Anschauung eines Gegenstandes, ist allein dasjenige, | ||||||
11 | was a priori, d.i. vor aller Wahrnehmung vorhergehend, Anschauung | ||||||
12 | a priori möglich macht, und nun läßt sich diese und die Möglichkeit | ||||||
13 | synthetischer Urtheile a priori von Seiten der Anschauung gar wohl | ||||||
14 | begreifen. | ||||||
15 | Denn man kann a priori wissen, wie und unter welcher Form die | ||||||
16 | Gegenstände der Sinne werden angeschaut werden, nämlich so, wie | ||||||
17 | es die subjective Form der Sinnlichkeit (d.i. der Empfänglichkeit des | ||||||
18 | Subjectes für die Anschauung jener Objecte, mit sich bringt, und man | ||||||
19 | müßte, um genau zu sprechen, eigentlich nicht sagen, daß von und die | ||||||
20 | Form des Objectes in der reinen Anschauung vorgestellt werde, sondern | ||||||
21 | daß es blos formale und subjective Bedingung der Sinnlichkeit sey, | ||||||
22 | unter welcher wir gegeben Gegenstände a priori anschauen. | ||||||
23 | Das ist also die eigenthümliche Beschaffenheit unsrer (menschlichen) | ||||||
24 | Anschauung, sofern die Vorstellung der Gegenstände uns nur als sinnlichen | ||||||
25 | Wesen möglich ist. Wir könnten uns wohl eine unmittelbare (directe) | ||||||
26 | Vorstellungsart eines Gegenstandes denken, die nicht nach Sinnlichkeitsbedingungen, | ||||||
27 | also durch den Verstand, die Objecte anschaut. Aber von | ||||||
28 | einer solchen haben wir keinen haltbaren Begriff; doch ist es nöthig, sich | ||||||
29 | einen solchen zu denken, um unsrer Anschauungsform nicht alle Wesen, | ||||||
30 | die Erkenntnißvermögen haben, zu unterwerfen. Denn es mag seyn, | ||||||
31 | daß einige Weltwesen unter andrer Form dieselben Gegenstände anschauen | ||||||
32 | dürften; es kann auch seyn, daß diese Form in allen Weltwesen | ||||||
33 | und zwar nothwendig, eben dieselbe sey, so sehen wir diese Nothwendigkeit | ||||||
34 | doch nicht ein, so wenig, als die Möglichkeit eines höchsten Verstandes, | ||||||
35 | der in seiner Erkenntniß von aller Sinnlichkeit und zugleich vom Bedürfniß, | ||||||
36 | durch Begriffe zu erkennen, frey, die Gegenstände in der bloßen | ||||||
37 | (intellectuellen) Anschauung vollkonmen erkennt. | ||||||
38 | Nun beweiset die Kritik der reinen Vernunft an den Vorstellungen | ||||||
39 | von Raum und Zeit, daß sie solche reine Anschauungen sind, als wir eben | ||||||
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