Kant: AA XX, Erste Einleitung in die Kritik der ... , Seite 226

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 die Reflexion unmittelbar nur auf Empfindung, die, wie alle Empfindungen,      
  02 jederzeit mit Lust oder Unlust begleitet ist, bezieht (welches      
  03 vor keinem andern obern Erkenntnißvermögen geschieht); weil nämlich      
  04 die Regel selbst nur subjectiv ist und die Übereinstimmung mit derselben      
  05 nur an dem, was gleichfalls blos Beziehung aufs Subject ausdrückt,      
  06 nämlich Empfindung, als dem Merkmale und Bestimmungsgrunde des      
  07 Urtheils, erkannt werden kann; daher es auch ästhetisch heißt, und mithin      
  08 alle unsere Urtheile nach der Ordnung der obern Erkenntnißvermögen,      
  09 in theoretische, ästhetische und practische eingetheilt werden können,      
  10 wo unter den ästhetischen nur die Reflexionsurtheile verstanden werden,      
  11 welche sich allein auf ein Princip der Urtheilskraft, als obern Erkenntnißvermögens,      
  12 beziehen, da hingegen die ästhetische Sinnenurtheile es nur      
  13 mit dem Verhältniß der Vorstellungen zum innern Sinne, so fern derselbe      
  14 Gefühl ist, unmittelbar zu thun haben.      
           
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Anmerkung.
     
           
  16 Hier ist nun vorzüglich nöthig, die Erklärung der Lust, als sinnlicher      
  17 Vorstellung der Vollkommenheit eines Gegenstandes, zu beleuchten.      
  18 Nach dieser Erklärung würde ein ästhetisches Sinnen- oder Reflexionsurtheil      
  19 jederzeit ein Erkenntnisurtheil vom Objecte seyn; denn Vollkommenheit      
  20 ist eine Bestimmung, die einen Begrif vom Gegenstande voraussetzt,      
  21 wodurch also das Urtheil, welches dem Gegenstande Vollkommenheit      
  22 beylegt, von andern logischen Urtheilen gar nicht unterschieden      
  23 wird, als etwa, wie man vorgiebt, durch die Verworrenheit, die dem      
  24 Begriffe anhängt (die man Sinnlichkeit zu nennen sich anmaßt), die aber      
  25 schlechterdings keinen specifischen Unterschied der Urtheile ausmachen      
  26 kann. Denn sonst würde eine unendliche Menge, nicht allein von Verstandes-,      
  27 sondern sogar von Vernunfturtheilen, auch ästhetisch heißen      
  28 müssen, weil in ihnen ein Object durch einen Begrif, der verworren ist,      
  29 bestimmt wird, wie z.B. die Urtheile über Recht und Unrecht; denn wie      
  30 wenig Menschen (so gar Philosophen) haben einen deutlichen Begrif      
  31 von dem was Recht ist*. Sinnliche Vorstellung der Vollkommenheit ist      
           
           
  32 * Man kann überhaupt sagen: daß Dinge durch eine Qualität, die in jede      
  33 andere durch die bloße Vermehrung oder Verminderung ihres Grades übergeht,      
  34 niemals für specifisch-verschieden gehalten werden müssen. Nun      
  35 kommt es bei dem Unterschiede der Deutlichkeit und Verworrenheit der Begriffe      
  36 lediglich auf den Grad des Bewustseins der Merkmale, nach dem Maaße der (Fortsetzung der Fußnote auf Seite 227)      
           
    03 nämlich g.Z. (Kant).      
    07 mithin g.Z. (Kant).      
    17 Kein Komma vor: zu      
    23 Kein Komma vor: die      
    24 Kein Komma.      
    30 Schlußklammer fehlt.      
           
           
     

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