Kant: AA XX, Erste Einleitung in die Kritik der ... , Seite 227 |
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Text (Kant):
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| 01 | ein ausdrücklicher Widerspruch, und wenn die Zusammenstimmung des | ||||||
| 02 | Mannigfaltigen zu Einem, Vollkommenheit heißen soll, so muß sie durch | ||||||
| 03 | einen Begrif vorgestellt werden, sonst kann sie nicht den Namen der | ||||||
| 04 | Vollkommenheit führen. Will man, daß Lust und Unlust nichts als bloße | ||||||
| 05 | Erkenntnisse der Dinge durch den Verstand (der sich nur nicht seiner Begriffe | ||||||
| 06 | bewußt sey) seyn sollen und daß sie uns nur bloße Empfindungen | ||||||
| 07 | zu seyn scheinen, so müßte man die Beurtheilung der Dinge durch dieselbe | ||||||
| 08 | nicht ästhetisch (sinnlich) sondern allerwärts intellectuell nennen, und | ||||||
| 09 | Sinne wären im Grunde nichts, als ein (obzwar ohne hinreichendes | ||||||
| 10 | Bewußtseyn seiner eigenen Handlungen) urtheilender Verstand, die | ||||||
| 11 | ästhetische Vorstellungsart wäre von der logischen nicht specifisch unterschieden, | ||||||
| 12 | und so wäre, da man die Grenzscheidung beyder unmöglich | ||||||
| 13 | auf bestimmte Art ziehen kann, diese Verschiedenheit der Benennung ganz | ||||||
| 14 | unbrauchbar. (Von dieser mystischen Vorstellungsart der Dinge der | ||||||
| 15 | Welt, welche keine von Begriffen überhaupt unterschiedene Anschauung | ||||||
| 16 | als sinnlich zuläßt, wo alsdann für die erstere wohl nichts als ein anschauender | ||||||
| 17 | Verstand übrig bleiben würde, hier nichts zu erwähnen.) | ||||||
| 18 | Noch könnte man fragen: Bedeutet unser Begrif einer Zweckmäßigkeit | ||||||
| 19 | der Natur nicht eben dasselbe, was der Begrif der Vollkommenheit | ||||||
| 20 | sagt, und ist also das empirische Bewußtseyn der subjectiven Zweckmäßigkeit, | ||||||
| 21 | oder das Gefühl der Lust an gewissen Gegenständen, nicht die sinnliche | ||||||
| 22 | Anschauung einer Vollkommenheit, wie einige die Lust überhaupt erklärt | ||||||
| 23 | wissen wollen? | ||||||
| 24 | (Fortsetzung der Fußnote von Seite 226)auf sie gerichteten Aufmerksamkeit, an, mithin ist so fern eine Vorstellungsart | ||||||
| 25 | von der andern nicht specifisch verschieden. Anschauung aber und Begrif | ||||||
| 26 | unterscheiden sich von einander specifisch; denn sie gehen ineinander nicht über: | ||||||
| 27 | das Bewußtsein beyder, und der Merkmale derselben, mag wachsen oder abnehmen, | ||||||
| 28 | wie es will. Denn die größte Undeutlichkeit einer Vorstellungsart | ||||||
| 29 | durch Begriffe (wie z.B. des Rechts) läßt noch immer den specifischen Unterschied | ||||||
| 30 | der letztern in Ansehung ihres Ursprungs im Verstande übrig, und die | ||||||
| 31 | größte Deutlichkeit der Anschauung bringt diese nicht im mindesten den ersteren | ||||||
| 32 | näher, weil die letztere Vorstellungsart in der Sinnlichkeit ihren Sitz hat. Die | ||||||
| 33 | logische Deutlichkeit ist auch von der ästhetischen himmelweit unterschieden, | ||||||
| 34 | und die letztere findet statt, ob wir uns gleich den Gegenstand gar nicht durch | ||||||
| 35 | Begriffe vorstellig machen, das heißt, obgleich die Vorstellung, als Anschauung, | ||||||
| 36 | sinnlich ist. | ||||||
| 08 allerwerts | |||||||
| 08, 20 u. 30 Kein Komma vor: und | |||||||
| 26 unterscheiden sich erst: sind . . . unterschieden (Kant). | |||||||
| 33 auch g.Z. (Kant). | |||||||
| 35-36 das heißt — ist. g.Z. (Kant). Erst Schlußpunkt statt Komma vor: das | |||||||
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