Kant: AA XIX, Erläuterungen zu G. Achenwalls Iuris ... , Seite 605

     
           
 

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  01 Zum Schlechteren und so (g wieder ) umgekehrt bleiben*, sondern (g immer )      
  02 zum besseren, wenn gleich in langsamen doch ununterbrochenen Fortschritte,      
  03 gebracht werden wird. -- Pitt, der da will es solle so gar von      
  04 (g einem anderen benachbarten Staat will, es solle in ihm ) beym Alten      
  05 bleiben, oder ist sey es aus dem Gleise gekommen, so solle es dahin wieder      
  06 zurückgebracht werden, wird als ein Feind des menschlichen Geschlechts      
  07 gehaßt, und die (g Nahmen derer ), welche die Sachen in Frankreich in die      
  08 neue Ordnung bringen, die da allein würdig ist, sich ewig zu erhalten,      
  09 werden für den Tempel des Nachruhms für ihr unsterbliches Verdienst aufgestellt      
  10 aufgespahrt, um darinn dereinst aufgestellt zu werden. -- England,      
  11 welches ehedem sonst auf die Theilnehmung der besseren Menschen in der      
  12 Welt wegen der (g muthigen ) Erhaltung ihrer oft angefochtenen (scheinbaren)      
  13 Freyheit rechnen konnte, ist (g jetzt ) gänzlich daraus gefallen, nachdem      
  14 es die von in Frankreich beabsichtigte, (g auf viel gründlichere Art      
  15 freye ) Constitution wenn sie mit Gefahr des Umsturzes seiner eigenen zu      
  16 stürtzen bedacht war. -- Um (g einzusehen ), was eigentlich der Character      
  17 das Kennzeichen eines Staats, des der sich der seiner Volksfreyheit      
  18 rühmen darf, ausmache oder das Gegentheil beweise, wollen war will ich      
  19 zum den letztern zum Beyspiel vornehmen.      
           
  20 * Ich lege kein sonderliches Gewicht auf den (g moralischen ) Beweisgrund,      
  21 der aus der ewigen Weisheit (einem Deus ex machina) genommen      
  22 werden dürfte, daß diese nämlich dem Menschengeschlecht es nicht verstatten      
  23 werde, sich ewig der Narrheit übergebe, den Stein des Sisyphus auf eine      
  24 gewisse Höhe zu wältzen und dann ihn dann wieder zurückrollen lasse, um      
  25 diese Arbeit von neuem anzufangen sondern sie werde es so einleiten daß. Es      
  26 ist eine Sache der Freyheit, von der man nichts mit Sicherheit vorhersagen      
  27 kann. Auch ist es Vermessenheit bestimmen zu wollen, was der      
  28 obersten die Welt regirenden Macht für ein Verfahren anständig sey. Ob      
  29 nicht die blosse Mannigfaltigkeit der innern wechselnden und auf unendlich      
  30 vielerley Art variirten Auftritte das Menschengeschlecht, ohne daß der      
  31 Mensch hiebey für seine Person Ehre beweise, der Plan derselben sey.      
  32 Uns geziemt nur nach dem zu forschen, was uns die Natur des Menschen      
  33 wie wir ihn kennen, und der Gang desselben, so weit wir ihn haben absehen      
  34 können, für das künftige erwarten läßt.      
           
     

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