Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 720

     
           
 

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  01 Der Ubergang vom intellectuellen als Ursache zu dem, was blos Erscheinung      
  02 ist, kan nicht begriffen werden. So könen wir, wenn wir gleich      
  03 die Freyheit des Menschen aufheben möchten, die schwierigkeit doch nicht      
  04 auflösen, wie die bestimmende Ursachen des Willens zuerst hätten anfangen      
  05 können.      
           
   

 

6446.   ω1—3? φ—χ??   M 369'.   Gegenüber von M § 902:
 
     
  07 Die menschlichen Handlungen könen nicht blos als phaenomena nach      
  08 und mithin als bestimmt nach empirischen Gesetzen betrachtet werden; sie      
  09 sind zugleich noumena und haben eine Beziehung auf die caussalitaet des      
  10 (g reinen ) Verstandes und der reinen Verstande Vernunft. Was hieraus      
  11 als einer Ursache entspringt, ist Gut. Die Möglichkeit, aus Vernunft,      
  12 d.i. dem Bewegungsgrunde des an sich guten zu handeln, ist die Freyheit.      
  13 Diese Moglichkeit ist bey allen Handlungen (g anzutreffen ), weil die triebfedern      
  14 der sinnlichkeit niemals determiniren. auch nicht einmal die bose      
  15 Handlungen, und keine Handlung ist empirisch nach Gesetzen der phaenomenorum      
  16 gewiß. Die obere Willkühr ist also iederzeit frey (a stimulis),      
  17 und zwischen ihren Bewegungsgründen und der empirisch bestimmten      
  18 Willkühr ist eine Verknüpfung, welche nur nach der analogie der Verknüpfung      
  19 der Erscheinungen vorgestellt werden kan und d2e keine Reihe      
  20 ausmacht. Also bleibt es unbegreiflich, wie eben dieselbe Vernunft, die      
  21 gewisse Handlungen hervorbringt, an ihrer Statt andre hätte hervorbringen      
  22 können. In Ansehung dieser Handlungen als phaenomenorum      
  23 ist vor den Menschlichen Verstand, der den Ubergang vom intellectuellen      
  24 zum sinnlichen und den ersten Grund des Entstehens nicht begreift,      
  25 die Freyheit eine nothwendige Hypothesis. Unter den noumenis      
  26 sind aber die effectus der Freyheit nicht nach dem, was in der Zeit geschieht,      
  27 sondern an sich selbst; in der Seele ist anders zu beurtheilen, und      
  28 das, was dort böse war, kan hier im Ganzen Gut seyn.      
           
   

 

6447.   ω1—3.   M 375'.   Zu M § 914, 915:
 
     
  30 Die Theodicäe oder Rechtfertigung Gottes wegen der Ubel ist leicht,      
  31 weil sie ein partiales Gute seyn können; aber wegen des Bösen (des Moralischen),      
  32 weil es schlechthin nicht seyn sollte (auch nicht zu den negationen      
     

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