Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 619

     
           
 

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  01 uns erscheine. Wäre dies nicht, so würden wir auch keine Einbildungen      
  02 haben; denn diese sind nur der Form nach reproducirte Sinnenanschauungen      
  03 äußerer Gegenstände, die zwar Dichtungen seyn können,      
  04 aber nicht in Ansehung dessen, daß sie gar nicht äußere Gegenstände      
  05 haben. Wir sind uns selbst vorher Gegenstand des      
  06 äußeren Sinnes, denn sonst würden wir unseren Ort in der Welt      
  07 nicht warnehmen und uns mit anderen Dingen im Verhältnis anschauen      
  08 können. — Daher kann die Seele als Gegenstand des inneren Sinnes      
  09 ihren Ort im Korper nicht warnehmen, sondern sie ist in dem Ort,      
  10 worinn der Mensch ist. — Leibnitzens harmonia praestabilita      
  11 führt den Idealism nothwendig bey sich: weil da jedes der Zwey      
  12 Subjecte ohne des anderen Einflus für sich selbst im Spiel der Veranderungen      
  13 ist, so ist eines derselben zu der Bestimmung des Daseyns      
  14 und dem Zustand des Anderen ganz unnöthig. — Aber auch die innere      
  15 Veränderungen können ohne etwas äußerem, was den Grund enthält,      
  16 ihrer Moglichkeit nach nicht begriffen werden.      
           
  17 S. II:      
  18 vid. S. 2. C. unten.      
           
  19 Gleichwohl könnte dieser Zweifel, den man, wenn er dogmatisch vorgetragen      
  20 wird, den Idealism nennt, außerdem daß er ein Anstos für die      
  21 Metaphysik ist, von der man erwartet, daß sie, die so viel noch uneröfnete      
  22 Aussichten verspricht, doch einen Einwurf wieder eine uns so nahe gelegte      
  23 Sache haben könnte: so kann er auch wohl ein Hindernis abgeben, zu dem,      
  24 was den Enzwek Der Metaphysik ausmacht, dem Uebersinnlichen fortzuschreiten,      
  25 wenn alles Sinnliche blos in uns gesetzt wird.      
           
  26 Wir haben zweyerley Anschauung: Sinnenanschauung und welche de,      
  27 für welche das Object als gegenwartig vorgestellt werden muß, und Einbildung      
  28 als Anschauung ohne Gegenwart des Gegenstandes. Die Einbildung,      
  29 wenn man sich ihrer als einer solchen bewust ist und, kann auch      
  30 als Ansch (g innere ) Sinnenanschauung betrachtet werden.      
           
  31 Nun ist die Aufgabe: ob und wie Sinnenanschauung von Einbildung      
  32 (g äußerer Gegenstände ) unterschieden werden könne; der Idealist läugnet      
     

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