Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 478 |
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| 01 | Endzwek auf. Dieser kan durch unsere Kräfte nicht erreicht werden, | |||||||||
| 02 | und wir sollen ihn doch zur Absicht haben. Er kan nur in der Welt | |||||||||
| 03 | bewirkt werden, folglich so fern die Natur dazu übereinstimt. Eine | |||||||||
| 04 | Natur aber, die zum moralischen Endzweke stimmte, wäre eine moralisch | |||||||||
| 05 | wirkende Ursache. Also müssen wir ein wesen ausser der | |||||||||
| 06 | Natur als Urheber derselben annehmen, welches als moralisches | |||||||||
| 07 | Wesen, welches als (g mit ) Verstand und Willen begabt ursach der | |||||||||
| 08 | Welt ist. Das ist nun der Theism. | |||||||||
| 09 | Was wir blos annehmen müssen aus subiectiven Vernunftgründen | |||||||||
| 10 | (respectiv auf unsere Willensbestimung), aber nicht beweisen | |||||||||
| 11 | können, ist Glaubenssache. Also ist das Daseyn Gottes | |||||||||
| 12 | Glaubenssache der Vernunft, und durch diesen Beweis wird allein | |||||||||
| 13 | ein bestimter Begrif vom Urwesen gegeben. — Damit werden | |||||||||
| 14 | dann die Naturbegriffe, Allwissenheit etc. etc., verbunden. Schopfung | |||||||||
| 15 | und Unterschied von Erhaltung betrift nicht gott, sondern blos Bestimung | |||||||||
| 16 | der welt. In der Fortdauer der welt creationen anzunehmen, | |||||||||
| 17 | ist dem princip der Moglichkeit der Erfahrung zuwieder. | |||||||||
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6174. ψ. M 394d. |
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| 19 | Bey Gott bedeutet das allgemeine das all, was alles übrige in sich | |||||||||
| 20 | enthält. | |||||||||
| 21 | Bey Menschen bedeutet das allgemeine das wenige, was in allem | |||||||||
| 22 | übrigen enthalten ist. | |||||||||
| 23 | Die Gottliche Providentz, wenn sie General ist, so muß sie auch speciell | |||||||||
| 24 | seyn, so ist es nicht mit der menschlichen Vorsorge bewandt. Denn das | |||||||||
| 25 | generale ist bey Gott die Erkenntnis des Ganzen, beym Menschen die Erkentnis | |||||||||
| 26 | der Gattung. Nun ist das, was in dem Einzelnen enthalten ist, | |||||||||
| 27 | nicht im Begriffe der Gattung, aber wohl im Erkentnis des Ganzen enthalten, | |||||||||
| 28 | welches aber uns Menschen zu fassen Unmoglich ist. Die Erkentnis | |||||||||
| 29 | Gottes bestimmt jeden Theil im Ganzen, der Menschen das Ganze durch | |||||||||
| 30 | die Theile. | |||||||||
| 31 | Also wird bey Gott die besondere Vorsehung von der allgemeinen abgeleitet. | |||||||||
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