Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 250 |
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01 | Zum letzteren, wenn ich nicht außer der Welt eine Ursache annehme, | |||||||||
02 | gehören Wunder. | |||||||||
03 | (non datur abyssus, saltus, casus, hiatus.) | |||||||||
04 | Naturnothwendigkeit dem Ubernatürlichen entgegengesetzt. | |||||||||
05 | Natur wird der freyheit nicht entgegengesetzt, sondern davon unterschieden. | |||||||||
07 | Freyheit ist die Unabhangigkeit der Caussalitaet von den Bedingungen | |||||||||
08 | des Raums und der Zeit, also von die Caussalitaet des Dinges | |||||||||
09 | als Dinges an sich selbst. Naturmechanismus und Freyheit widerstreiten | |||||||||
10 | einander nicht, weil die caussalitaet nicht in einem Sinne genommen wird. | |||||||||
11 | Casus ist die absolute Zufalligkeit. Fatum die unbedingte Nothwendigkeit | |||||||||
12 | in der Welt. | |||||||||
13 | (g Alle durch Erfahrung erkannte Gesetze gehoren zur Heteronomie, | |||||||||
14 | die aber, durch welche Erfahrung überhaupt möglich ist, zur Autonomie. ) | |||||||||
16 | M 143': | |||||||||
17 | Die Unendlichkeit oder Endlichkeit der Zusammensetzung oder theilung | |||||||||
18 | müssen beyderseits in der Sinnenwelt angenommen werden. Dennoch | |||||||||
19 | sind diese Ideen von der absoluten totalitaet zum Begriffe der Sachen an | |||||||||
20 | sich selbst gehorig; also sind sie alle beyde falsch. Dagegen der Begrif der | |||||||||
21 | Naturnothwendigkeit und der der Freyheit: davon ist der erste zur Sinnenwelt, | |||||||||
22 | der zweyte zur intelligibelen gehorig, und die Idee der totalitaet gehoret | |||||||||
23 | zu den sachen selbst, welcher die Idee der Freyheit, wenn sie zur | |||||||||
24 | Sinnenwelt gezehlt würde, wiedersprechen mochte; nun aber, als zur intelligibelen | |||||||||
25 | Welt gehorig, kan beydes wahr seyn. | |||||||||
26 | Die caussalitaet eines Wesens, in ansehung der Erscheinungen sich | |||||||||
27 | unabhängig von bestimmenden Gründen der Sinnenwelt zu gedenken, ist | |||||||||
28 | kein Wiederspruch, wenn man das Wesen nur unter einem Begriffe einer | |||||||||
29 | Sache an sich selbst gegeben ist. Nun ist ein Vernünftig Wesen als intelligentz | |||||||||
30 | als ein solches Gegeben; mithin läßt sich an demselben Freyheit | |||||||||
31 | denken. Dagegen läßt sich von dem Intelligibelen der Körper keine | |||||||||
32 | Caussalitaet denken, denn ihre Erscheinungen verrathen keine intelligentz; | |||||||||
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