Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 061 |
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01 | urtheilen, die der Menschlichen Vernunft wiederfährt, wenn sie das subiective | |||||||||
02 | mit dem obiectiven und die sinnlichkeit mit der Vernunft | |||||||||
03 | vermengt. | |||||||||
04 | Zwey metaphysici, deren einer die thesis, der andre die Antithesis | |||||||||
05 | beweiset, vertreten in den Augen eines dritten Beobachters die stelle einer | |||||||||
06 | sceptischen prüfung. Man muß beydes selbst thun. | |||||||||
07 | Ich glaube zwar, daß diese Lehre die eintzige seyn wird, welche, wenn | |||||||||
08 | sich die Gemüther von der Hitze dogmatischen Hitze werden abgekühlet | |||||||||
09 | haben, allein übrig bleiben und alsdenn immer fortwähren muß; aber | |||||||||
10 | ich zweifle sehr, daß ich derjenige seyn werde, der diese Veränderung | |||||||||
11 | hervorbringt. Das Menschliche Gemüth ist von der Art, daß außer den | |||||||||
12 | Gründen, die es erleuchten sollen, noch Zeit dazu gehöret, um ihnen Kraft | |||||||||
13 | und Fortgang zu geben. Und wenn Vorurtheile bestritten werden, so ist | |||||||||
14 | kein wunder, daß man diese Bemühungen Anfangs noch durch eben dieselbe | |||||||||
15 | Vorurtheile bestreitet. Denn es ist nöthig, die Eindrüke und die | |||||||||
16 | alte Gewohnheit erstlich aufzuheben. Man w Ich könnte verschiedene Fälle | |||||||||
17 | anführen, wo nicht der Urheber der Verbesserung, sondern später hin diejenige, | |||||||||
18 | die nach langen Wiedersprüchen es wiederum neu fanden, solche | |||||||||
19 | auf die Bahn zu bringen, sie in Gang gebracht haben. | |||||||||
20 | Ich kan mir noch den Vorwurf vorbilden, daß verschiedenes nicht | |||||||||
21 | erläutert ist, was noch hätte gesagt werden sollen. Es Das ist eben so | |||||||||
22 | viel, als wenn man einem den Vorwurf machte, daß, da er nur ein klein | |||||||||
23 | Buch schreiben wolte, er nicht ein Groß Buch geschrieben hat. Das ermangelnde | |||||||||
24 | in einer schrift macht keinen Fehler (Verfehlte absicht) aus, | |||||||||
25 | aber wohl der Mangel, der bey dem angetroffen wird, was man vor | |||||||||
26 | complet ausgiebt. Es gehört Mäßigung und urtheilskraft dazu, nicht | |||||||||
27 | alles zu sagen, was man gutes weis, und sein Werk nicht mit all seinen | |||||||||
28 | Einfällen zu überladen, damit die Hauptabsicht nicht darunter leide. Ich | |||||||||
29 | habe in der analysi einiges nicht unerhebliche gesagt etc. etc. | |||||||||
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