Kant: AA XVII, Reflexionen zur Metaphysik. , Seite 639 |
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01 | werden, die Erscheinung derselben moglich ist. Er ist eine reine Anschauung | ||||||
02 | a priori. Wie ist aber eine solche Anschauung möglich. Es ist Sie | ||||||
03 | ist nichts anders als das Bewustseyn seiner eignen receptivitaet, Vorstellungen | ||||||
04 | (Eindrücke) der Dinge nach gewissen Verhältnißen unter einander | ||||||
05 | zu empfangen. | ||||||
06 | Das spatium absolutum, dieses Rätzel der Philosophen, | ||||||
07 | ist ganz was richtiges (g aber nicht reale, sondern ideale ), sonst | ||||||
08 | würde man nicht a priori von ihm was sagen können, und zwar nicht | ||||||
09 | durch allgemeine Begriffe, sondern durch eigenschaften, die sich an ihm | ||||||
10 | durch innere War unmittelbare Fassung warnehmen lassen. Er ist aber | ||||||
11 | nicht äußerliches, sondern die in dem Gemüth selbst bestehende Bedingung | ||||||
12 | der Form aller äußern Vorstellung. Er ist kein nichts eingebildetes | ||||||
13 | (ens imaginarium). Denn er ist die eintzige wirkliche | ||||||
14 | Bedingung der Vorstellung wirklicher äußerer Dinge. Die Ordnung | ||||||
15 | der Dinge, die neben einander seyn, ist nicht der Raum, sondern | ||||||
16 | der Raum ist daß, was eine solche Ordnung oder besser | ||||||
17 | coordination nach bestimmten Bedingungen moglich macht. Ist es | ||||||
18 | ein bloßer allgemeiner Begrif von Ordnung, so versuche man, wie viel | ||||||
19 | man davon ableiten kann und wie man a priori die auf die nothwendigkeit | ||||||
20 | einer solchen Ordnung komme; denn a posteriori sie | ||||||
21 | zu entlehnen, ist erstlich wieder den Augenschein, und dann würde sie nur | ||||||
22 | die Folgerungen einer Beobachtung, nicht aber einer Grundbe Grundvorstellung | ||||||
23 | haben. | ||||||
24 | Der Raum als eine äußere Vorstellung müste auch etwas in dem | ||||||
25 | Gegenstande haben, wodurch er im Gemüthe gewirkt würde. Denn würde | ||||||
26 | er keine Vorstellung a priori seyn. Es ist aber, wo noch gar nichts ist, | ||||||
27 | auch kein Einfluß, und die blosse Form kan nicht durch Einflus uns mitgetheilt | ||||||
28 | werden. | ||||||
29 | Uberhaupt daß Dinge sind, die der Sinnlichkeit correspondiren, muß | ||||||
30 | der Verstand erkennen; also ist die idealitaet des Raumes weiter | ||||||
31 | nichts als die unterscheidung der Sinnlichkeit und desjenigen, | ||||||
32 | was dadurch gesetzt wird, vom Verstande und was dadurch | ||||||
33 | gedacht wird. Durch die idealitaet wird die Wirklichkeit der Korper | ||||||
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