Kant: AA XVII, Reflexionen zur Metaphysik. , Seite 232 |
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| 01 | der Richtigkeit Warhaftigkeit unserer Abschilderung überführt werden. Leibnitz | ||||||
| 02 | stellet die sich ohne Maaßen verbreitende Güte Gottes als den Zug | ||||||
| 03 | eines Strohms vor, der alles, was in seinem inbegriffe befindlich ist, mit | ||||||
| 04 | gleicher Kraft zur Bewegung treibet, allein die schweeren Lastschiffe, die | ||||||
| 05 | mehr natürliche trägheitskraft als die von weniger Maße besitzen, langsamer | ||||||
| 06 | als diese fortführt. | ||||||
| 07 | S. II: | ||||||
| 08 | Er stellet Gott vor, wie er bereit ist, sich mit seiner der gantzen Unendlichkeit | ||||||
| 09 | aller Eigenschaften in den Werken der Schöpfung zu offenbaren, | ||||||
| 10 | allein und wie er ein wahres Misfallen an den übeln hat, deren Anblik | ||||||
| 11 | das Gemüth der Wohlgesinnten so sehr beunruhigen. allein er läßt sie | ||||||
| 12 | von der aus andern unleugbaren Gründen genugsam erkannten Güte, | ||||||
| 13 | Weisheit und Macht dieses Herrn hoffen, daß die Mangel im Zusammenhange | ||||||
| 14 | mit Vortheilen werden ersetzt werden und daß, so sehr die übel | ||||||
| 15 | mögen endlich auch den Plan besten Plan verunziren, es sie doch nicht | ||||||
| 16 | im gantzen ohne noch großere Abweichung nicht zu verhindern gewesen. | ||||||
| 17 | Freylich hätten freyhandelnde Wesen manche böse Handlung zum großen | ||||||
| 18 | Wohlgefallen Gottes vermeiden können; allein es war nicht in dem Bezug | ||||||
| 19 | auf eine unvermeidliche Nothwendigkeit, unter zwey übeln, deren eines | ||||||
| 20 | der Mangel der Freyheit, das andere des moralisch Besten ist, das geringste | ||||||
| 21 | zu wählen, und es waren auch in dem besten Plane andere (hinderniße, | ||||||
| 22 | die Gott bewegen konten, die Veranstaltung gewißer Bewegungsursachen, | ||||||
| 23 | die einige Arten übel verhindern konten, aus Besorgniß noch | ||||||
| 24 | größerer Ungereimtheiten zu auszulaßen. Kurtz. Es war nicht anders | ||||||
| 25 | moglich, es mußte Böses seyn. Dank sey der Ewigen weisheit, das er das | ||||||
| 26 | mindeste zugelaßen und alles im gantzen zu seinem Preise aufs herrlichste | ||||||
| 27 | hinausgeführt hat. Es ist wahr, mich dünkt, wir sehen noch nicht, wohin | ||||||
| 28 | die Ersetzung eigentlich ausschlagen wird, die das gantze wegen seiner | ||||||
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