Kant: AA XVII, Reflexionen zur Metaphysik. , Seite 231

     
           
 

Zeile:

 

Text:

 

 

 

 
  01 eines hochst gütigen weisen und allmachtigen Urwesens die Anwesenheit      
  02 übel der Welt mit dem Begriffe aus der Voraussetzung eines unendlich      
  03 vollkommenen, gütigen und allmachtigen Urwesens zu vereinigen rechtfertigen,      
  04 indem man sich überführt, daß von solchem nichts als dasjenige      
  05 ohnerachtet allen scheinbaren Wiedersprüchen, was von diesem Unendlich      
  06 vollkommenen Wesen gewehlet worden, dennoch das Beste unter allem      
  07 moglichen seyn müße, und die Anwesenheit des Bösen nicht der Wahl      
  08 des gottlichen Wohlgefallens, sondern der unvermeidlichen Nothwendigkeit      
  09 der Wesentlichen Mängel endlicher Dinge zuschreibet, welche die, indem      
  10 sie ohne deßen Schuld durch den Rathschluß der Zulaßung mit in den      
  11 Plan der Schopfung gebracht worden, durch deßen weißheit und Güte      
  12 dennoch so zum besten des Gantzen gekehrt werden, daß sie das Misfallen,      
  13 das sie sie vor der Anblik derselben ins besondere erregen kan, durch die      
  14 Ersetzung, die die gottliche Güte zu veranstalten Weis, im gantzen vollkommen      
  15 vergütet wird, da also diese Welt unter allen, die durch die gottliche      
  16 Macht möglich waren, die beste ist und dasjenige, was stükweise      
  17 beßer seyn könte, der ohne es nicht möcht durch die bricht ab.      
           
  18 Herr von Leibnitz Man wird, wenn man den Entwurf, den Leibnitz      
  19 von seinen Grundsätzen giebt, mit genau prüfet, finden, daß diese Idee      
  20 seine Meinung so genau als möglich ausdrücke. Man darf diese eintheilung      
  21 in die Nothwendigen oder metaphysischen und in die zufälligen oder Hypothetisch      
  22 physischen und Hypothetisch moralischen übel erwegen. Man      
  23 muß deßen Unterscheidung unter dem Vorhergehenden und nachfolgenden      
  24 Willen, deren der erste alles ohne alles Bose auszuschließen trachtet, der      
  25 Zweyte durch die sie in seinem Plane als unvermeidliche Folge der endlichkeit      
  26 ewigen Natur der Dinge mit einschließt, erwegen, so wird man von      
     

[ Seite 230 ] [ Seite 232 ] [ Inhaltsverzeichnis ]