Kant: AA XVI, Einleitung in die Vernunftlehre. [L §. ... , Seite 015 |
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01 | * (g Die Wissenschaft der Gesunden Vernunft ist critick, die der | ||||||
02 | Gelehrsamkeit soll doctrin seyn. ) | ||||||
1576. γ2? η2? (κ3?) ρ3?? L IV. |
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04 | Alle Unsre Erkentniße sind entweder Empfindung (und deren Wiederholung: | ||||||
05 | Erinnerungen) oder Urtheile oder Schlüsse. Empfindungsvermögen, | ||||||
06 | Verstand, Vernunft. Jenes verschaft die Materialien zu den | ||||||
07 | anderen. Das zweyte wächst mit der Erfahrung, und das letztere Vergleicht | ||||||
08 | die Urtheile. Der (g gute ) Verstand ist der (g gemeine, aber ) gesunde | ||||||
09 | oder der feine (g und gelehrte ) verstand. Der Gesunde erwirbt sich | ||||||
10 | durch Erfahrung, ist nahe an den Bedürfnißen und ist der tüchtige Verstand. | ||||||
11 | Er ist beym Bauren und Bürger nur klein, aber gut (so bald er | ||||||
12 | vernünfteln will, so ist er auf eine tadelhafte art klein). Der feine Verstand | ||||||
13 | urtheilt, in dem er Begriffe vergleicht, deren verknüpfung durch die | ||||||
14 | gemeine Aufmerksamkeit nicht wargenommen wird. Die Vernunft feine | ||||||
15 | Vernunft geht auf Urtheile, die nicht zu den Bedürfnissen gehören. | ||||||
16 | Weil der Mensch seine Neigung verfielfältigt und seinen Geschmak verfeinigt, | ||||||
17 | so vernünftelt er endlich nach den Erfahrungen eines ausgearteten | ||||||
18 | Menschen, als wenn es die gesetze eines Menschen der Natur wären. Daher | ||||||
19 | entspringt die verderbte Vernunft, welches eine kleine Vernunft ist, | ||||||
20 | die über ihr bestimtes Mittelmaas steigen will. Die Nunmehro entsteht | ||||||
21 | eine Nothwendigkeit einer nach Regeln dirigirten Vernunft, damit vornemlich | ||||||
22 | die gesunde, aber verkehrte Vernunft wieder hergestellt werde, und | ||||||
23 | ein feiner Verstand, der wieder zu dem Gesunden Verstande zurükführe. | ||||||
1577. γ? η? κ? λ? (ρ?) L IV. |
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25 | Das ideal der Mittleren Verstandesgroße ist sensus communis. | ||||||
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