Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 640

   
         
 

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  01 Thier und auch gut in seinen Anlagen zu künftiger Menschlicher Vollkomenheit.    
  02 Die Sünde und übertretung erfoderte schon cultur und Begriffe    
  03 von dem, was einem Menschen geziemt und worin er seine Triebe    
  04 bezwingen muß. Denn die Übertretung kann nur stattfinden, wenn man    
  05 ein Gesetz und Pflicht erkennt. Da konnte er allererst sich selbst schuld    
  06 geben und verdammen, was er vor übels in der Welt erlitte.    
         
   

 

1458.   ψ2.   L Bl. J 6.   S. IV. Unter XIV 61511.
 
   
  08 Die moralisirung hat (wo nicht etwas ganz neues vorfällt) nach den    
  09 bisherigen Methoden ihr Maximum erreicht und wird niemals weiter    
  10 steigen, sondern geht vielmehr zurük. Theologen schreyen über Freygeister,    
  11 und sie solten lieber untersuchen, ob es nicht an ihren eignen Methoden    
  12 liegt, die wohl so weit gut waren, aber bey zunehmender cultur unzulanglich    
  13 seyn. Denn daß sie immer erwarten, es sollen durch ein Wunder    
  14 von besondern Gnadenwirkungen unbegreifliche Ver Herzensanderungen    
  15 entspringen, das heißt der Vorsehung mit müssigen Händen das zumuthen,    
  16 was sie mit Recht von uns fodert.    
         
   

 

1459.   ψ2.   L Bl. J 6.   S. IV. Am oberen Rand, sowie zwischen den Absätzen des ursprünglichen Textes:
 
   
  19 Ich kann die Manigfaltigkeit der Gestalten, der Gemüthsarten,    
  20 selbst der Verzerrungen, Gebrechen und Misbildungen nicht vor zufallig    
  21 halten, blos weil sie erblich seyn. Es ist sind so mancherley Zweke, die    
  22 zur so zusmmengesetzten Endabsicht des universum gehoeren, daß solche    
  23 abweichungen, e. g. Gebrechlichkeit, Dumheit, Hang zu Lastern, dazu    
  24 nothig sind. Daher ist ieder mit sich selbst zufrieden. Dieienige, welche    
  25 die Gesellschaft ganz unzusammenhangend machen würden, werden durch    
     

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