Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 605

   
         
 

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    1389.   π.   M 299'. 299.
 
   
  02 M 299':    
         
  03 Die Natur hat uns das Verdienst überlassen wollen, uns selbst nicht    
  04 besser zu machen, sondern zu bilden, damit wir in so fern unser eigen    
  05 werk würden. Alle laster haben eine natürlich gute Neigung vor sich.    
  06 Der Neidische haßt die Ungleichheit oder fürchtet auch den Stoltz anderer,    
  07 der ihn einschränkt. Der herschsuchtige will anderer Herrschsucht zuvor    
  08 kommen. Armuth, Krankheit, Schwäche ist verachtet; man rächt sich vor    
  09 diese Verachtung mit Bosheit. Also haben wir einen bösen willen, nicht    
  10 weil wir dazu gereitzt werden (denn dieser Reiz ist gut), sondern weil    
  11 es thun. Der Wille is oder Geist ist also schwach. Aber und aus der    
  12 stärke würde M 299: lauter Gutes kommen; aber, da diese nicht ist, so    
  13 Veranlaßt der Anreitz samt der Schwäche den bürgerlichen Zwang.    
  14 Dadurch wird der rohe Mensch gebildet, das Laster erstlich genothigt sich    
  15 zu verbergen, auf mancherley Art bekämpft und so wohl die Vollk: d    
  16 bricht ab.    
         
   

 

1390.   π.   M 299.
 
   
  18 Ein böser Wille ist der, der zur Befriedigung der Neigung etwas    
  19 nöthig hat, was an sich selbst böse ist. Dieses Böse ist demnach nur    
  20 mittelbar, namlich zur Befriedigung anderer Neigungen. z. E. Schadenfroh.    
  21 oder Ungerechtigkeit bey der Habsucht. Wenn das, was er begehrt    
  22 als mittel, nicht unmittelbar bose ist, so ist der Wille schwach.    
         
   

 

1391.   π.   M 298'.
 
   
  24 Bey dem Maaße der Geisteskraft am Menschen muß das Böse (im    
  25 Gegentheil der Unschuld) zu einer Mittelursache dienen, die Vereinigung    
  26 der Menschen und den Zwang nothwendig zu machen, welche sie nothigt,    
  27 ihre talente zu entwikeln.    
         
     

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