Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 520 |
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01 | Seine Manier, sein Geschmak und seine Weise dienen, den Charakter | |||||||
02 | zu bezeichnen. | |||||||
03 | Eigenschaften sind von Talenten unterschieden. Jene machen die | |||||||
04 | Gutartigkeit und Bösartigkeit diese die Fahigkeit aus. | |||||||
05 | Man wird zuletzt darauf sehen, wie man am besten seinen Abstamm | |||||||
06 | veredlen, verschönern, tüch vergrößern koenne. Welcher Schlag der familie | |||||||
07 | zu einem oder anderm Zwek tauge. Die Menschen werden sich vermischen, | |||||||
08 | aber doch sortieren. Der Character erwirbt entwikelt sich spät und erhält | |||||||
09 | sich zuletzt. Die Gutartigkeit verliert sich mit dem frohlichen Gemüth | |||||||
10 | der Geselligkeit, vornemlich bey Weibern. Und die haben wenig Character | |||||||
11 | überhaupt. | |||||||
12 | Wenn man eine kennt, so kennt man sie alle. | |||||||
1177. ρ2—υ2? (π?) M 304'. |
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14 | Der Geschmak gehört halb zum Talent, halb zum Temperament. | |||||||
1178. ρ2—υ? (π?) M 304'. E I 514. 461. 462. 381. 467. |
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16 | Gemüth, Herz und Charakter fließen in den Gebrauch des talents | |||||||
17 | ein. Ob ein Dummer ehrlich seyn könne.* Ein storrisches und eigensinnig | |||||||
18 | gemüth läßt sich nicht leicht etwas aus dem Kopfe bringen; ein schwaches | |||||||
19 | und lenksames gemüth läßt sich leicht überreden. Leichtgläubigkeit komt | |||||||
20 | oft von sanftem und Gefälligem Gemüth her. Ein gut Gemüth wird leicht | |||||||
21 | von dem überzeugt, was aufs Gute ausläuft; er verträgt sich mit anderen | |||||||
22 | leicht in Meinungen. Ein gut Herz sucht einen anderen wegen ungereimtheiten | |||||||
23 | zu entschuldigen; er findet in einem verschrienen Autor immer noch | |||||||
24 | etwas wahres und setzt sich in die stelle andrer, ist kein egoist. Ein Guter | |||||||
25 | Charakter verheelt nicht die schwächen seiner eignen Meinung, macht kein | |||||||
26 | Blendwerk und falsche Kunst, wiederruft seine eigne satze, gehet auf das, | |||||||
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