Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 513 |
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01 | (g Damit man scheine genie zu haben, verläßt man alle Regeln. ) | |||||||
02 | Damit man scheine einen Character zu haben oder in Ermanglung | |||||||
03 | desselben sich mit sich zufrieden seyn könne, halt man sich oft an Regeln | |||||||
04 | und macht sich welche, die ofters dem Herzen entgegen seyn, weil man | |||||||
05 | seiner Urtheilskraft nicht zutraut, daß sie ohne Regel werde bestimmen | |||||||
06 | können. Ein innerlich angenommener Character (gekünstelter). Ein niederträchtiger, | |||||||
07 | ein redlicher Character. | |||||||
1159. π. M 302'. |
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09 | Der (g persohnliche ) Werth, den wir einem Menschen beylegen, | |||||||
10 | beruhet auf talenten und Gesinnungen. Jene gehören zum vermögen, | |||||||
11 | diese zum Wollen. Die erste sind Mittel zu guten Zweken, die zweyte ein | |||||||
12 | Wille, sich derselben dazu zu (g denselben zu ) bedienen. (g Durch talente | |||||||
13 | ist der Mensch wozu gut, durch Gesinnungen an sich selbst gut. ) Die erste | |||||||
14 | machen den bedingten, diese den unbedingten Werth der Persohn aus. | |||||||
15 | Das, was der Qvell der Gesinnungen ist, ist dreyfach: das Gemüth | |||||||
16 | das Herz und der Character. Ihnen steht zur Seite das Naturel, das | |||||||
17 | temperament und ———. Das naturel wird mehr als leidend, das | |||||||
18 | temperament als handelnd betrachtet. Das Naturel und der Character. | |||||||
19 | Jenes enthalt das gemüth und das Herz. | |||||||
20 | (g eine reproche sich zu Gemüth ziehen und zu Herzen nehmen. | |||||||
21 | Der sich gar nichts zu Gemüthe zieht, nimmt auch nichts zu Herzen. ) | |||||||
22 | (g Von einem natürlich bosen Gemüth, Herz, Character. Eltern | |||||||
23 | müssen mild seyn ). | |||||||
1160. π. M 302. E I 603 |
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25 | Der Mensch ist immer von gutem Herzen, der zu gut ist, was Boses | |||||||
26 | zu thun. Das Gute wird beym Herzen nur als ein sinnlich oder als | |||||||
27 | physisch gut betrachtet; eben derselbe Mensch kan ohne Bedenken das | |||||||
28 | moralisch Böse thun. Ein Gutherziger straft nicht gern, er erzeigt gern | |||||||
29 | wohlthaten; aber er betrigt vielleicht und nimmt die Seite des Elenden, | |||||||
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