Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 433 |
||||||||
Zeile:
|
Text:
|
Verknüpfungen:
|
|
|||||
01 | Lust ist überhaupt das Gefühl der Beforderung des Lebens; die der | |||||||
02 | Beforderung des Lebens der Sinne durch Empfindung heißt Vergnügen | |||||||
03 | und sein Gegentheil Schmerz. Die an der Beforderung des Lebens im | |||||||
04 | Spiel der Erkentniskrafte überhaupt heißt Geschmak. Die an der Beforderung | |||||||
05 | des Lebens überha der Verstandeskrafte ins besondere Billigung. | |||||||
06 | Ob ein Urtheil oder überhaupt eine Vorstellung mit Lust werde | |||||||
07 | begleitet seyn, kan man aus dem Begriffe vom obiect niemals einsehen; | |||||||
08 | daß aber, wenn Freyheit da ist als Eigenschaft des Willens, eine solche | |||||||
09 | Lust vorausgesetzt werde, ist analytisch gewiß. Eben so: daß gewisse | |||||||
10 | Erkentnisarten Lust hervorbringen, kan auch nicht a priori eingesehen | |||||||
11 | werden; daß aber, wenn Erkentnis an sich selbst Triebfedern hat, eine Lust | |||||||
12 | an Bewegung der Erkentniskräfte, die Empfindungen mögen angenehm | |||||||
13 | oder unangenehm seyn, Lust erregen werde, folgt von selbst. | |||||||
989. ψ3—4? (ψ1—2?) υ—χ?? L Bl. Puttlich. A.M. XXXX 546/7. |
||||||||
15 | S. I: | |||||||
16 | V. Das vornehmste Mittel, das Vergnügen des Lebens irgend wo | |||||||
17 | zu finden, ist die Gesellschaft. Daher die Gesellschaftliche Neigung und | |||||||
18 | Bedürfnis, aber nach langer Erfahrung die Sehnsucht zu einer retraite, | |||||||
19 | abgesondert von der Gesellschaft zu leben, die misanthropie, eigentlich | |||||||
20 | anthropophobie, und die letzte Zuflucht, sich gleichsam auf einer Insel | |||||||
21 | abgesondert vom großen Haufen in seine Familie zurükzuziehen. Der | |||||||
22 | Mensch sucht unter seines gleichen Eintracht; die Natur will aber zwietracht, | |||||||
23 | um unaufhörlich einen Sporn der Thatigkeit durch Beeiferung zu geben. | |||||||
24 | Freundschaft aus affection ist eine bloße Idee. Gesellig ist der, so selbst | |||||||
25 | ein angenehmes Glied jeder Gesellschaft seyn kan. (g Meine lieben Freunde: | |||||||
26 | es giebt keinen Freund. ) | |||||||
[ Seite 432 ] [ Seite 434 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |
||||||||