Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 283 |
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643. κ — λ. M 230'. |
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02 | Bey aller sinnlichkeit ist eine Vollkommenheit, die das menschliche | |||||||
03 | Vernunfterkentnis nicht hat, nemlich die Anschauung, und eine Unvollkommenheit: | |||||||
04 | die Empfindung oder auch und die Form der Erscheinung. | |||||||
05 | Die Anschauung Vernunft stellet nur verhältnis Begriffe vor, in der Anschauung | |||||||
06 | aber wird das absolute und innere des Gegenstandes gedacht. | |||||||
07 | Allein daß unsere Anschauungen nur das Verhältnis der Dinge zu unseren | |||||||
08 | Sinnen betreffen, ist eine Unvollkommenheit. | |||||||
09 | Was aber die Deutlichkeit betrift, so kan sie mit der Anschauung sehr | |||||||
10 | wohl zusammenbestehen. Denn die Deutlichkeit komt auf die Unterscheidung | |||||||
11 | des manigfaltigen in einer gantzen Vorstellung an. so fern diese | |||||||
12 | Erkentnisstücke durch allgemeine Begriffe gedacht werden, so ist die Deutlichkeit | |||||||
13 | eine Wirkung des Verstandes; geschieht es durch einzelne, so ist | |||||||
14 | sie eine Form der Sinnlichkeit. Die erstere geschiehet durch | |||||||
15 | die zweyte durch coordination. In der Music hat man von den Thönen | |||||||
16 | keine Begriffe, aber wohl Empfindungen und erkennet ihr Verhältnis | |||||||
17 | nicht in Zahlen, d. i. nach allgemeinen Regeln, aber man unterscheidet sie | |||||||
18 | doch Anschauend. | |||||||
644. κ — λ. M 230'. |
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20 | Ein Mensch, der allein wäre, würde durch iedes Wunderbare erschrekt | |||||||
21 | werden und es iederzeit mit einem unvermengten Wiederwillen | |||||||
22 | wahrnehmen. Auch einige Persohnen werden daran kein Vergnügen | |||||||
23 | finden; es gehört dazu die Menge und also eine Neigung , es zuerst auszubreiten, | |||||||
24 | und auch etliche Zweifler. Die Unregelmäßigkeit gefällt nur | |||||||
25 | da, wo sie ohne Schaden vorgeht und man der Regelmäßigkeit überdrüßig | |||||||
26 | wird. | |||||||
645. κ — λ. M 230'. E I 113. |
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28 | Das Neue. Das seltene. Das Wunderbare sind unterschieden. alle | |||||||
29 | obiectiv. Die Überraschung ist blos von der monotonie subiectiv unterschieden. | |||||||
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