Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 261 |
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01 | bewust sey, durch eine klare Vorstellung von der Nichtigkeit der Glüksgüter. | |||||||
02 | Das zweyte ist ein geschenk der Natur. | |||||||
609. ψ. M 195'. E I 412. Zu M §. 552: |
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04 | Man muß niemals aus seiner Fassung gebracht werden, weder Entzükt | |||||||
05 | durch Freude, noch betäubt durch Schmerz, noch schmeltzend in Theilnehmung. | |||||||
06 | Ueberspannungen ver todten die Empfindung und benehmen | |||||||
07 | dem Gemüth die Gewalt und Obermacht über sich selbst. | |||||||
08 | Die Empfindung, die durch die Denkungsart dirigirt ist, wirket regelmäßiger | |||||||
09 | und dauerhafter. | |||||||
610. ψ. L Bl. D 24. R I 260—261. S. I. |
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12 | Man kan nicht glüklich seyn, ohne nach seinem Begriffe von Glückseeligkeit; | |||||||
13 | man kan nicht elend seyn, ohne nach dem Begriffe, den man sich | |||||||
14 | vom Elende macht, d. i. Glükseeligkeit und Elend sind nicht empfundene, | |||||||
15 | sondern auf bloßer Reflexion beruhende Zustände. Vergnügen und Schmerz | |||||||
16 | werden empfunden und, ohne daß man den mindesten Begrif sich von | |||||||
17 | ihnen machen könte, denn sie sind unmittelbare Einflüsse auf das Bewustseyn | |||||||
18 | des Lebens. Aber um mich vor nur dadurch daß ich die Summe | |||||||
19 | meiner Vergnügen und Schmerzen in einem Ganzen zusammenfasse und | |||||||
20 | das leben in einem s nach der Schetzung derselben wünschenswerth oder | |||||||
21 | unerwünscht halte, dadurch daß ich mich über diese Vergnügen selbst freue | |||||||
22 | oder über den Schmerz betrübe, halte ich mich vor glüklich oder unglüklich | |||||||
23 | und bin es auch. | |||||||
24 | Glückseeligkeit oder Elend sind lediglich wirkun haben nur ihre Bedeutung | |||||||
25 | in Ansehung des Individuum, was den Zustand jenem Begriffe | |||||||
26 | gemäs findet, der sich beständig verändern laesst. Der Grönländer sieht | |||||||
27 | des Morgens von seinem felsigten, dürren Ufer melancolisch in die Wilde | |||||||
28 | See, worinn er vielleicht denselben Tag sein Grab zu finden besorgen muß. | |||||||
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