Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 183 |
||||||||
Zeile:
|
Text:
|
Verknüpfungen:
|
|
|||||
01 | die Vernunft; denn diese bestimmen das gantze durch den Theil. Ein | |||||||
02 | Vernünftiger Man erwegt bey einem Verlust, wie viel es der Glükseeligkeit | |||||||
03 | im ganzen Schade. Oder bey einem Gewinn, wie viel es die Glükseeligkeit | |||||||
04 | im Gantzen erhöhe (die Kürze des Lebens mit in Rechnung | |||||||
05 | gebracht). Die Vernunft bestimmt unsere Handlungen auch in der Idee | |||||||
06 | des Weltganzen und verfährt nach diesem Begrif. Die Urtheilende | |||||||
07 | Vernunft ist von der regirenden* unterschieden. Jene kan ohne diese | |||||||
08 | seyn. Das Regiment der Vernunft, nemlich mehr aus der Idee als dem | |||||||
09 | Eindruk zu handeln, ist bricht ab. | |||||||
10 | M 236': * (g potestas iudicatoria, rectoria ) | |||||||
443. υ? (μ?) (χ — ψ?) M 236'. E II 265. |
||||||||
12 | * Allgemeine Sätze können nur durch Vernunft erkannt werden, imgleichen | |||||||
13 | die Nothwendigkeit der Sätze. A priori heißt nicht aus den | |||||||
14 | Gründen, und a posteriori aus den folgen; sondern jenes heißt urtheilen, | |||||||
15 | ohne daß der Gegenstand gegeben seyn darf (g an sich selbst oder in seinen | |||||||
16 | Folgen ), zum voraus, so wie bey den Warsagungen. | |||||||
444. φ? ξ?? M 236. E I 237. |
||||||||
18 | In vielen Fällen hilft die speculative Vernunft nichts, wir brauchen | |||||||
19 | nur die Gesunde. e. g. Glaubwirdigkeit der Zeugen. Aber Warscheinlichkeit | |||||||
20 | der Lotterie ist speculative Vernunft. Die gesunde Vernunft kan nicht, | |||||||
21 | wenn sie mangelt, durch speculative ersetzt werden; denn sie beruht auf | |||||||
22 | dem Vermögen, viele Umstände, die unmöglich unter so viel regeln | |||||||
23 | gebracht werden können, zu übersehen. Gesunde Vernunft eines Richters. | |||||||
24 | Gesunde Vernunft lehrt die maximen zu urtheilen, obgleich nicht die Einsichten. | |||||||
25 | Etwas ist der Gesunden Vernunft zuwieder, was uns in Ansehung | |||||||
26 | unserer Maximen irre macht. | |||||||
[ Seite 182 ] [ Seite 184 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |
||||||||