Kant: AA XIV, Physische Geographie. , Seite 551 |
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01 | und abgeschnitten sind, hat es meistentheils den anschein, daß daselbst vor | ||||||
02 | Alters Wasserfälle gewesen, die aber endlich aufgehört haben, nachdem | ||||||
03 | Heftigkeit des Absturzes den Boden benagt und weggewaschen, dadurch | ||||||
04 | aber das Bett des Stromes gesenkt und zu den Seiten steile Wände übrig | ||||||
05 | gelassen hat. | ||||||
89. L Bl. Dengel 3. 4. R.-Sch. VI S. 792—4. Hb. VIII S. 443—4. Ki. LI S. 355—6. |
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10 | Nicht allein große Flüsse, sondern selbst geringe Bäche erhalten sich | ||||||
11 | in ihrem Laufe und in der Regelmäßigkeit ihrer Ufer Jahrhunderte hindurch, | ||||||
12 | da indessen von Menschen angelegte Canäle und Gräben bald zerstört | ||||||
13 | werden, und, wo nicht immer erneuerte Ausbesserung daran gewandt wird, | ||||||
14 | in kurzer Zeit von sich selbst zerfallen. Die Ursache dieser daürnden | ||||||
15 | Ordnung natürlicher Ströme beruht auf dem schlängelnden Zuge derselben | ||||||
16 | in dem Theile ihres Laufs, der den größten Fall hat, und auf der Einrichtung | ||||||
17 | ihrer parallelen Ufer, da das Ufer der Einbucht hoch, das Ufer | ||||||
18 | des Aussprungs aber niedrig ist. | ||||||
20 | Durch eine so einfältige Naturanstalt wird dasjenige verhindert, was | ||||||
21 | die menschliche Kunst bei ihren Wasserwerken nicht abhalten kann, nämlich | ||||||
22 | allmälige Verschlämmung ihres Rinnsals. Denn wenn das flißende | ||||||
23 | Wasser gleich Schlamm mit sich führt, den es entweder durch Gießbäche | ||||||
24 | bekommen, oder aus seinem eigenen Bett abgespült hat, so sind die seichten | ||||||
25 | Küsten d und D gleichsam Lagerplätze, daran es solchen absetzt und | ||||||
26 | läßt. Ja der Strom verändert wohl gar bisweilen seinen Rinnsal, indem | ||||||
27 | er das steile ufer c und C benagt und seinen Busen darin erweitert, indessen | ||||||
28 | daß er dafür an den niedrigen Erdzungen d und D den Schlamm | ||||||
29 | ansetzt und sie vergrößert. Die Flutrinne desselben bleibt bei diesen Veränderungen | ||||||
30 | gleichwohl rein, wenigstens verzögert diese Mechanik das | ||||||
31 | Schicksal ihres Verderbens. Dagegen werden künstliche Canäle jederzeit | ||||||
32 | mit parallelen Ufern, die auf beiden Seiten gleiche Abdachung haben, gezogen. | ||||||
33 | Nun ist es unmöglich, daß sie bei solcher Einrichtung lange Zeit | ||||||
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